Die ehemals selbständigen Kirchengemeinden Gerthe und Hiltrop sind seit dem 01.01.2019 die evangelische Kirchengemeinde bochum-nord

Ein kurzer Überblick über den Prozess der Fusion

Wie kam es dazu, dass die Kirchengemeinden Gerthe und Hiltrop fusionieren sollten?

Äußere Gründe (Rückgang der Gemeindemitglieder und Finanzen) haben dazu geführt, dass die Kirchengemeinden Gerthe und Hiltrop sich zusammenschließen mussten: Beide Gemeinden gehörten Anfang 2017 zu den kleinsten im Kirchenkreis Bochum und es war anzunehmen, dass sie dauerhaft nicht als Einzelgemeinden würden existieren können. Aus diesem Grunde regte der Superintendent, Dr. Hagmann, im Februar 2017 an, dass die Presbyterien beider Gemeinden sich mit dem Gedanken eines Zusammenschlusses auseinandersetzten. 

 

Wer entscheidet über eine Fusion von Kirchengemeinden und was geschieht dabei?

Die Kirchenordnung legt fest, dass die Entscheidung über die Vereinigung von Kirchengemeinden von der Kirchenleitung getroffen wird wobei die beteiligten Gemeindeglieder, Presbyterien und Kreissynodalvorstände vorher gehört werden müssen. Bei einer Fusion im kirchlichen Bereich wird gerade nicht wie bei Fusionsprozessen in der Privatwirtschaft die eine Körperschaft von der anderen übernommen. Vielmehr entsteht eine neue Kirchengemeinde, zu der die bisherigen Kirchengemeinden gleichberechtigt vereinigt werden. Im rechtlichen Sinn gehen die bisherigen Kirchengemeinden bei einer Vereinigung unter.

In den beiden Presbyterien wurden die Möglichkeiten und Perspektiven eines Zusammenschlusses intensiv diskutiert und abgewogen. Schließlich entschieden sich beide Presbyterien, in den Prozess einer Vereinigung einzusteigen. Sie formulierten dazu unabhängig voneinander so genannte Tendenzbeschlüsse. Diese Beschlüsse gingen ans Landeskirchenamt mit der Bitte, einen entsprechenden Entwurf für eine Urkunde zu erstellen.

 

Wie wurden die Mitglieder der beiden Kirchengemeinden einbezogen?

In einer gemeinsamen Sitzung beider Presbyterien mit dem Superintendenten wurden im September 2017 die nächsten Schritte besprochen, um alle Gemeindemitglieder zu informieren und ihnen Möglichkeiten zu geben, auf das Vorhaben zu reagieren, Nachfragen zu stellen, Bedenken zu äußern und Anregungen zu geben.

So fand im November 2017 eine gemeinsame Informationsveranstaltung für die Gemeindemitglieder beider Gemeinden unter Leitung des Superintendenten in der Erlöserkirche statt.

Am Jahresanfang 2018 wurden in beiden Gemeinden Gemeindeversammlungen durchgeführt, mit dem Ziel, den Gemeinden die Gründe für die angestrebte Vereinigung zu erläutern und mit den Gemeindemitgliedern ins Gespräch zu kommen über diesbezügliche Wünsche und Sorgen.

In den Versammlungen wurden viele Detailfragen angesprochen und erörtert, etwa 

  • die Besetzung der zukünftigen Pfarrstellen, 
  • die zukünftige Gestaltung der Arbeit der Pfarrer/innen und 
  • die Zukunft der Gebäude (insbesondere der beiden Kirchen), der Gottesdienste, der Gemeindegruppen.
  • Besonders kritische Anmerkungen gab es zur Idee, eine Pfarrstelle zu halbieren und mit einer halben Schulpfarrstelle zu kombinieren.

 

Welche Rolle spielte die so genannte "Steuerungsgruppe"?

Um den konkreten Vereinigungsprozess vorzubereiten, beschlossen die Presbyterien auf ihrer gemeinsamen Sitzung mit dem Superintendenten, eine Steuerungsgruppe einzurichten, die alle wesentlichen Entscheidungen in Sachen Fusion inhaltlich und organisatorisch für die Entscheidungsgremien - die Presbyterien – vorbereiten sollte. Diese Gruppe bestand aus je 4 Mitgliedern beider Presbyterien einschließlich der Pfarrer. 

aus Gerthe: Helga Berghoff, Jochen Girulat, Mathias Rau, Johannes Romann; 

aus Hiltrop: Jennifer Brandau, Susanne Häfner, Ulrich Niesel, Jörg Sonneborn. 

Die Steuerungsgruppe war ein Vorbereitungs- kein Entscheidungsgremium.

 

Welche Inhalte hat die Steuerungsgruppe bearbeitet, um die Fusion vorzubereiten?

Im Januar 2018 nahm die Steuerungsgruppe ihre Arbeit auf. In einem ersten Schritt wurden in engem Kontakt mit dem Landeskirchenamt alle Vorüberlegungen getroffen, um die Fusion zu terminieren und die dazu notwendigen Schritte entscheidungsreif vorzubereiten.

So ging der Vorschlag an die Presbyterien, den Zeitpunkt der Fusion auf den 1.1.2019 zu setzen und der neuen Kirchengemeinde folgenden Namen zu geben: 

"Evangelische Kirchengemeinde Bochum – Nord".

Die neue Kirchengemeinde sollte zwei Bezirke haben, den Bezirk Gerthe und den Bezirk Hiltrop.

In weiteren Sitzungen diskutierte die Steuerungsgruppe aufgrund der Anregung aus der Gemeindeversammlung in Gerthe intensiv die Perspektive der Pfarrstellenbesetzung für die neue Kirchengemeinde Bochum – Nord. Das bisher favorisierte Modell einer geteilten Pfarrstelle für den Bezirk Gerthe, die durch eine Diakonstelle ergänzt werden sollte, wurde verworfen. Die Steuerungsgruppe entschied sich, den Presbyterien vorzuschlagen, die frei werdende Pfarrstelle von Johannes Romann zu 100% mit einem Pfarrer/einer Pfarrerin zu besetzen.

Den Vorschlägen der Steuerungsgruppe bzgl. des Termins der Fusion, des Namens der neuen Gemeinde und des Pfarrstellenmodells schlossen sich die beiden Presbyterien an und fassten die entsprechenden Beschlüsse.

Um einen externen Blick auf die Überlegungen in der Steuerungsgruppe zu lenken, wurde zudem recht früh beschlossen, einen externen Moderator mit der Leitung der Sitzungen zu beauftragen. Seit März 2018 war Wilfried Geldmacher (Pfarrer im Ruhestand) als Moderator der Steuerungsgruppe tätig.

Seit Mitte des Jahres 2018 wurden Initiativen, Veranstaltungen und Aktionen geplant, um die Mitglieder beider Gemeinden in den Vereinigungsprozess einzubinden. 

  • So fanden bis zum Jahresende 2018 mehrere gemeinsame Gottesdienste statt, z. B.: 
  • am 8. Juli, zum Kirchweihfest in Hiltrop. Hier wurden Möglichkeiten geschaffen, Gruppen und Kreise aus der Gemeinde Gerthe in das Fest einzubinden. 
  • Die beiden Pfarrer Romann und Sonneborn hielten in jeweils der anderen Gemeinde Gottesdienst
  • Am Reformationstag fand ein gemeinsamer Gottesdienst in Gerthe statt. 

Es musste ein neues Siegel für die neue Gemeinde entworfen werden. Dazu wurden Entwürfe bei einem Grafiker beauftragt. In den Septembersitzungen haben die beiden Presbyterien über die endgültige Version des Siegels entschieden.

Zudem griff die Steuerungsgruppe eine Idee aus der Mitarbeiterschaft beider Gemeinden auf und lud ein zu einer Leitungskonferenz der Gruppenleitungen aus beiden Gemeinden am 30. August 2018 um 18:00 Uhr in den Gemeindesaal der evangelischen Kirchengemeinde Hiltrop. 

Auf dieser Veranstaltung wurde über den Vereinigungsprozess vor allem hinsichtlich der zukünftigen Arbeit der Gruppen und Kreise in der neuen Gemeinde informiert und vielfältig Möglichkeit gegeben, sich darüber auszutauschen. Als Fazit fasste Pfarrer Sonneborn zusammen: "Für unsere Gruppen und Kreise ändert sich dann etwas, wenn sie das selbst wollen."

Den Auftrag, eine Satzung für die Zusammenarbeit der Gremien in der neuen Gemeinde zu formulieren, gab die Steuerungsgruppe an den Bevollmächtigtenausschuss weiter.

Als zentraler Punkt erwies sich die Vorbereitung eines gemeinsamen Haushaltes schon für das Haushaltsjahr 2019. Die Vorschläge der Steuerungsgruppe wurden in beiden Presbyterien diskutiert und beschlossen. Dazu trafen sich die Presbyterien Anfang Dezember 2018 zu einer gemeinsamen Sitzung. Damit war der Weg frei zur Fusion der beiden Gemeinden Gerthe und Hiltrop zur Evangelischen Kirchengemeinde Bochum-Nord.

Auch die Zustimmung des KSV, des LKA und der Bezirksregierung Arnsberg erfolgten so zeitig, dass die Fusion, wie geplant, zum 01.01.2019 erfolgen konnte.

Die Steuerungsgruppe konnte mit diesem erfolgreichen Abschluss am Ende des Jahres 2018 ihre Arbeit beenden.