HimmelsAnker Nr. 21 vom 02.08.20

Abendmahl – Mahl der Gemeinschaft

Es ist der erste Sonntag im Monat August. In unserer Gemeinde heißt das traditionell für beide Kirchen: Gottesdienste mit gemeinsamer Feier des Abendmahls. Und seit über zehn Jahren speziell für die Erlöserkirche im Bezirk Hiltrop: Herzliche Einladung nach dem Gottesdienst ins Kirchencafé, um bei einer Tasse Kaffee und Gesprächen zusammen zu bleiben.

Musste ich vor zwei Wochen an gleicher Stelle zum Tag der Tauferinnerung vermelden, dass Taufen in unserer Kirche immer noch nicht möglich sind, so bleibt mir auch heute nur zu sagen, dass wir nach wir vor, seit fast einem halben Jahr, auf Abendmahlsfeiern in unseren Gottesdiensten und den anschließenden Besuch des Kirchencafés immer noch verzichten müssen. Das Risiko der Ansteckung mit dem Coronavirus ist dafür immer noch zu hoch.

Wieder einmal kann ich – wie schon im Falle der Tauferinnerung – nur darüber reden.

Ich möchte probieren, das Gefühl der Gemeinschaft, das wir empfinden, wenn wir uns sonst am Altar versammeln und die Erfahrung der Vergebung unserer Schuld, mit der wir den Altarraum nach dem Abendmahl verlassen – ich möchte versuchen, beides in unseren Alltag zu transportieren. Beides, das Gefühl der Gemeinschaft und die Erfahrung der Vergebung,  mitzunehmen in unsere Häuser und unsere Wohnungen.

Ich möchte das probieren mit einem Text aus unserem Jahrhundert sowie mit einem Text aus dem 5. Jahrhundert, den der sogenannte Kirchenvater Augustin verfasst hat.

Doch voranstellen möchte ich Worte aus dem 13. Kapitel des 1. Korintherbriefes:

Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen redete und wüsste alle Geheimnisse und hätte alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so dass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts.


Und nun aus unserem Jahrhundert:

„Räum deine Socken weg.
Mach die Zahnpasta zu.
Du bist dran mit abwaschen.
Musst du schon wieder fernsehen?
Die Milch ist alle!
Gibt´s heute kein Essen?
Lass uns doch mal spazieren gehen!
Keine Zeit!
Musst du immer so viel Geld für Kleider ausgeben?
Kann ich nicht mal meine Ruhe haben?
Nie hörst du mir zu!
Nimm die Haare aus dem Abfluss!“
SCHLUSS!

„Hört auf, kritisch die anderen und euch selbst zu beäugen.
Legt eure Bilder von euch beiseite.
Setzt euch an einen Tisch und wendet euren Blick.
Schließt die Augen.
Stellt euch ein Brot vor.
Frisch. Warm. Duftend.
Teilt und esst.
Ihr habt denselben Geschmack auf der Zunge.
Der Brotlaib wird genug sein für alle,
genug für immer.
Nennt ihn Christus.
Und wenn ihr aufsteht vom Tisch,
wenn ihr fern seid,
wenn ihr zweifelt,
wenn ihr streitet,
dann erinnert euch.
An den Geschmack.
An den Geruch.
An den Genuss.
Das ist euer Schatz.“

Vor vielen hundert Jahren hat Augustin Ähnliches mit seinen Worten so ausgedrückt:

„Miteinander reden und lachen,
sich gegenseitig Gefälligkeiten erweisen,
zusammen schöne Bücher lesen;
sich necken,
dabei aber auch sich Achtung erweisen.
Mitunter auch streiten, ohne Hass,
so, wie man es wohl einmal mit sich selbst tut.
Manchmal in den Meinungen auseinandergehen
und damit die Eintracht würzen,
einander belehren und voneinander lernen.
Die Abwesenden schmerzlich vermissen,
die Ankommenden freudig begrüßen.
Lauter Zeichen der Liebe und Gegenliebe,
die aus dem Herzen kommen,
die sich äußern in Miene, Wort und
tausend freundlichen Gesten.
Und wie Zündstoff den Geist in Gemeinsamkeit entflammen,
so dass aus den Vielen eine Einheit wird.“

( Der Text aus unserem Jahrhundert stammt aus: M. Lemme u. S. Niemeyer „Brot und Liebe“:

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