HimmelsAnker Nr. 35 vom 08.11.20

Offen fürs Hoffen

HimmelsAnker zum drittletzten Sonntag des Kirchenjahres | 1.Thess 5,1-11

Ich bin zurück aus der Elternzeit! Gerade rechtzeitig zum nächsten Lockdown. Na super. Ich hatte die Hoffnung, dass ich jetzt mit frischem Schwung in unserer Gemeinde bochum-nord loslegen kann. Stattdessen ist wieder fast alles dicht und wir dürfen froh sein, dass wir überhaupt noch Gottesdienste feiern können. Diese Corona-Zeit nervt mich wirklich sehr. Wann ist das endlich vorbei? Ich glaube, mit diesem Frust bin ich nicht allein. Wann können wir wieder frei leben? Wann ist es endlich soweit? Alle sehnen sich danach, dass wir endlich wieder ganz normal leben können. Mit Händeschütteln, Besuchen, Umarmungen, Singen im Gottesdienst. Frei von der Angst vor Ansteckung. Und ohne schlechtes Gewissen.

Dieses Gefühl, diese Frage: „Wann ist es endlich soweit?“ beschäftigte schon die ersten Christen. Wann kommt Jesus endlich wieder? Wann können wir endlich aufhören, Angst zu haben? Paulus gibt darauf diese Antwort: „Der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht.“ Also völlig überraschend! Denn ein Dieb ruft ja nicht vorher an und sagt: „Ich komme dann morgen Nacht bei Ihnen vorbei. Lassen Sie doch bitte einfach Türen und Fenster auf, dann kann ich mir das Einbrechen sparen.“ Mir ist das jedenfalls noch nicht passiert.

Aber Jesus macht eigentlich genau das. Er sagt uns: Ich werde kommen. Und er bittet uns tatsächlich, Türen und Fenster für ihn offen zu halten! Oder besser gesagt: unsere Herzen und Augen. In der Bibel sagt uns keiner, dass jetzt schon alles in Ordnung ist und dass jetzt schon überall „Friede und Sicherheit“ herrschen. Da wird uns keine falsche Wirklichkeit vorgemacht. Gott sieht unser Leid. Jesus kennt unsere Probleme. Er hat selbst in dieser Welt gelebt und gelitten. Und er nimmt unser Leiden ernst und steht uns dabei zur Seite – jeden Tag.

Darum schreibt Paulus auch, dass wir nicht aufgeben sollen. All der Frust und das Gefühl von Sinnlosigkeit belasten uns immer wieder sehr. Aber wir sind damit nicht allein. Wir haben Gott bei uns. Er wirkt in uns durch unseren Glauben. Und dieser Glauben kann uns schützen. Paulus sagt das so: „Wir sind angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung auf Heil.“ Wer genau hinsieht merkt sofort: Das sind Mittel zur Verteidigung, nicht zum Angriff! Denn so schreibt Paulus weiter: „Denn Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern dazu, die Seligkeit zu besitzen durch unsern Herrn Jesus Christus, der für uns gestorben ist, damit, ob wir wachen oder schlafen, wir zugleich mit ihm leben.“

Nicht zum Zorn hat Gott uns bestimmt. Er ruft uns nicht dazu auf, wütend auf die Straßen zu ziehen und so zu tun, als gäbe es keine Pandemie. Als herrschten jetzt schon „Friede und Sicherheit“ überall. Wir sind eher dazu aufgerufen, diese schweren Zeit gemeinsam durchzustehen. Füreinander da zu sein. Und uns gegenseitig daran zu erinnern, dass es Hoffnung gibt. Dass jede schwere Zeit irgendwann ein Ende hat. Paulus schreibt: „Darum tröstet euch untereinander und einer erbaue den andern, wie ihr auch tut.“ Lasst uns das tun! Lasst uns nicht verzweifeln. Lasst uns jetzt schon die Fenster und Türen für Jesus offenhalten. Lasst uns die Herzen und Augen offen halten für das Gute, das kommt und das schon jetzt in unserer Welt wirkt.

Amen.

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