HimmelsAnker zum 1. Sonntag nach Trinitatis | Apostelgeschichte 4,32-37 und 5,1-1
Geteiltes Leid ist halbes Leid. Ein Sprichwort, das sicher alle kennen. Zur Zeit teilen wir alle das selbe Leid: Wir beschränken unsere Freiheit, damit sich das Virus nicht weiter ausbreitet. Immer noch. Je länger das dauert, desto schwieriger wird es. Das merken vor allem die Menschen, die in der Coronazeit weniger verdienen. Oder vielleicht sogar gar nichts verdienen. Staat, Land und Kommunen haben dafür Hilfen eingerichtet: Finanzielle Unterstützung für alle, die aufgrund der Kontakteinschränkungen Verdienstausfälle haben. Das ist gut so! Es ist gut, wenn Menschen einander helfen. Geteiltes Leid ist halbes Leid.
Schön wäre es, wenn das Ganze so einfach wäre und genauso glatt liefe. „Es könnt‘ alles so einfach sein, ist es aber nicht“, singt Herbert Grönemeyer in einem Lied der Fantastischen Vier. Und auch hier ist es wieder nicht so einfach. Denn es gibt einige Menschen und Konzerne, die diese Unterstützungen ausnutzen. Große Konzerne, die wenig bis gar keine Steuern in Deutschland zahlen, beanspruchen staatliche Hilfen, um ihre Bilanzen zu verbessern. So etwas ärgert mich sehr. Da wird ein gutgemeintes Hilfesystem fragwürdig benutzt.
So ähnlich ist es auch im Predigttext für den Sonntag diese Woche. In Apostelgeschichte 4,32–37 wird von der Gütergemeinschaft der ersten Christen erzählt. Niemand in dieser Gemeinde musste Mangel leiden, weil alle teilten. Wenn jemand etwas verkaufte, wurde der Gewinn gerecht unter allen verteilt. Das war gut so! Es ist gut, wenn Menschen einander helfen. Geteiltes Leid ist halbes Leid.
Aber die Bibel ist nicht völlig weltfremd. Sie erzählt keine Märchengeschichten, bei denen einfach nur immer alles gut ist. „Es könnt‘ alles so einfach sein, ist es aber nicht.“ Auch hier nicht, auch bei den ersten Christen nicht. Denn sie waren auch Menschen. In Apostelgeschichte 5,1-10 wird erzählt, wie zwei aus der Gemeinde ein Feld verkauft haben, ohne den ganzen Gewinn fair zu teilen. Sie lebten also in der Gütergemeinschaft, ohne ihre eigenen Gewinne dieser Gütergemeinschaft zu geben. Da wurde ein gutgemeintes Hilfesystem fragwürdig benutzt.
Und was nun? Sind diese ganzen Hilfesysteme für die Katz? Lohnt sich das alles? Oder geht das Geld wieder nur in die Taschen derer, die sowieso schon genug haben? Ich finde: Ja, es lohnt sich. Es lohnt sich immer wieder, solche Hilfesysteme einzurichten. Es lohnt sich immer, weil Menschen in Not geholfen wird. Natürlich kann man sich über die technische Umsetzung streiten. Aber die Idee ist und bleibt gut. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Diese Idee sollte nicht durch Verlustängste oder Habgier Einzelner Schaden nehmen. Auch wenn das nicht einfach ist, sollte diese Idee nicht aufgegeben werden.
Und manchmal ist das Teilen auch einfacher als man so denkt. Es gibt zum Beispiel Sharethemeal.org, eine Initiative der Vereinten Nationen. Sie ist die weltweit größte gemeinnützige Organisation gegen den Hunger. Und diese Organisation bietet eine App an, mit der man ganz einfach Geld spenden kann, um seine Mahlzeit mit hungerleidenden Menschen zu teilen. „Es könnt‘ alles so einfach sein“ – ist es diesmal auch. Probieren Sie’s ruhig mal aus! Dann fühlen sie vielleicht auch, wie das Sprichwort weitergeht: Geteiltes Leid ist halbes Leid und geteilte Freude ist doppelte Freude.
Hier finden Sie diese Andacht zum Ausdrucken.