Liebe Gemeinde,
die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.
Amen
Heute steht im Kalender: Volkstrauertag.
Wir trauern um verstorbene Menschen, die wir durch den Krieg verloren haben.
Ist die Bedeutung dieses Tages heute noch in allen Köpfen?
Es ist nicht nur die Pandemie, die solch einen Tag in die hinteren Bereiche unserer Erinnerung gedrängt hat. An diese Dinge erinnert sich die Gesellschaft nicht gerne, sie machen Angst.
Das Ende des Ersten Weltkrieges ist über 100 Jahre her, und das Ende des zweiten Weltkrieges, der Tag unserer Befreiung von Hitlerdeutschland, hat vor 75 Jahren stattgefunden.
Damit ist es aber noch nicht zu Ende mit den toten Soldaten, Journalisten und Zivilisten. Bis heute sterben Menschen durch Kriege.
Für mich hat dieser Tag aus familiären Gründen eine besondere Bedeutung. Das ist noch bei einigen Menschen aus meiner Generation so. Die Gewalt durch Kriege, der Verlust der Söhne, Brüder, Ehepartner und Väter - diese ganz persönlichen Erlebnisse haben das Leben verändert, bis in die nachfolgenden Generationen.
Der Krieg und die Trauer haben ein Gesicht und eine Geschichte.
Bis heute sind es die Angehörigen von Menschen, die durch Krieg umgekommen sind, die so am eigenen Leib erfahren, was das bedeutet.
Die Bundeswehr wurde am 12.11.1955 gegründet. Es waren 101 freiwillige Soldaten dabei.
Das Ganze 10 Jahre nach der Befreiung durch die Alliierten. Der Aufschrei der Menschen, die Angehörige verloren hatten war groß.
Die Menschen, die wir heute durch Kriege verlieren, sind die Soldatinnen und Soldaten, die im Friedenseinsatz ihren Dienst tun. Sie sind für den Frieden gestorben.
Die Gewalt und der Verlust durch Kriege ist nicht aus der Welt.
Wir müssen diese Erfahrungen und Geschichten weitergeben, denn nur so kann Versöhnung stattfinden.
In der Nacht vom 14./15. November 1940 zerstörte ein deutscher Bombenangriff die englische Stadt Coventry. Dieser Angriff wurde zum Zeichen eines sinnlosen und mörderischen Vernichtungswillens.
Nach dem Krieg wurde sie Ausgangspunkt einer weltweiten Versöhnungsbewegung mit dem Symbol des aus drei Nägeln der zerstörten Kathedrale gebildeten »Nagelkreuzes«. Die Ruine der Kathedrale wurde zum Begegnungszentrum. Hier wird jeden Freitagnachmittag die 1959 formulierte Versöhnungslitanei gebetet:
»Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten.« (Röm 3,23)
Wir alle haben gesündigt und mangeln des Ruhmes, den wir bei Gott haben sollten. Darum lasst uns beten:
Vater, vergib!
Den Hass, der Rasse von Rasse trennt, Volk von Volk, Klasse von Klasse:
Vater, vergib!
Das habsüchtige Streben der Menschen und Völker, zu besitzen, was nicht ihr eigen ist:
Vater, vergib!
Die Besitzgier, die die Arbeit der Menschen ausnutzt und die Erde verwüstet:
Vater, vergib!
Unseren Neid auf das Wohlergehen und Glück der anderen:
Vater, vergib!
Unsere mangelnde Teilnahme an der Not der Heimatlosen und Flüchtlinge:
Vater, vergib!
Den Rausch, der Leib und Leben zugrunde richtet:
Vater, vergib!
Den Hochmut, der uns verleitet, auf uns selbst zu schauen und nicht auf dich:
Vater, vergib!
Lehre uns, o Herr, zu vergeben und uns vergeben zu lassen, dass wir miteinander und mit dir in Frieden leben.
Darum bitten wir um Christi willen.
»Seid untereinander freundlich und herzlich und vergebt einem dem anderen, wie auch Gott euch vergeben hat.« (Eph 4,32)
Der Friede Gottes, der größer ist als alle menschliche Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen.
Bleiben Sie gesund und gut behütet.
Hier finden Sie diese Andacht zum Ausdrucken.