Es ist anstrengend und ermüdend ohne eine wirklich handfeste Perspektive. Wie lange dauert es noch? Wann sind wir wieder frei? Wer kann uns helfen?
Solche Gefühle und Fragen habe ich zurzeit immer wieder. Solche Gefühle und Fragen hatten wahrscheinlich auch die Israeliten in Babylon. Sie sind aus ihrer Heimat entführt worden. Gefangen von den Babyloniern lebten sie im Exil. Getrennt von Gott. Gott war ihnen bisher die ganze Zeit nahe: Im Tempel in Jerusalem war er immer mitten unter ihnen. Wo ist Gott jetzt?
In dieser müden, erschöpften und scheinbar hoffnungslosen Stimmung erinnert Jesaja an Gottes Kraft. Gott hat die Welt erschaffen und hält sie am Leben. Die Meere, die Berge, die Sterne, alle Pflanzen. Und diese Kraft behält er nicht für sich. „Er gibt dem Müden Kraft, und Stärke dem Unvermögenden. Männer werden müde und matt, und Jünglinge straucheln und fallen; aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“ So steht es bei Jesaja im 40. Kapitel. Jesaja erinnert Israel daran, dass nicht die Babylonier oder irgendwelche anderen irdischen Mächte das letzte Wort haben werden. Die Welt liegt in Gottes Hand. Er blickt auf die Schwachen und steht ihnen bei in ihrer Not. So stand er auch Israel bei und gab ihnen Kraft, Hoffnung und neuen Mut.
Und diesen Gott, seine Kraft und seinen Blick für die Schwachen und Leidenden haben wir heute noch an unserer Seite. In der Passionszeit wurden wir daran erinnert, dass Gott uns ganz nah gekommen ist, dass er als elender Mensch gelitten und sogar den Tod ertragen hat. Jetzt in der Osterzeit werden wir daran erinnert, dass kein Virus, keine Krankheit und keine irdische Macht am Ende siegen wird. Wir werden daran erinnert, dass Gottes Liebe alle Grenzen überwindet. Sogar den Tod. Alles Irdische vergeht. Gott bleibt. Ganz nah bei uns. Und er gibt uns immer wieder neue Kraft, dass wir laufen und nicht matt werden, dass wir wandeln und nicht müde werden.
Amen.
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