HimmelsAnker zum 1. Sonntag nach Epiphanias 2022 | Jesaja 42,1-4a.6
Sind Sie gut ins neue Jahr gekommen? Bei uns hat es jedenfalls geklappt. Es war schön ruhig und entspannt zuhause. Das tat gut. Ohne Stress und ohne Lärm. Wobei eigentlich stimmt das nicht so ganz. Lärm gab’s schon. Zum Glück nicht zuhause, aber draußen. Haben Sie das auch gehört?
Ich dachte, die Knallerei wäre diesmal verboten gewesen. Das hörte sich da draußen aber ganz anders an! Die haben schon um 18 Uhr mit dem Geknalle angefangen und am 2. Januar hatten die immer noch Böller übrig! Früher als Kind und als Jugendlicher hatte ich da noch selber großen Spaß dran. Jetzt geht mir der Lärm furchtbar auf die Nerven. Mich nervt auch, dass sich scheinbar immer der durchsetzt, der am lautesten schreit. Da sind Argumente gar nicht mehr wichtig. Überzeugung durch Lautstärke. Mit so jemandem kann man auch gar nicht mehr diskutieren. Das führt ja zu nix. Der will nicht hören, der will nur rumschreien, bis er seinen Willen durchgesetzt hat. Da braucht man wirklich Ausdauer, damit man nicht müde wird und einknickt.
Da tut es richtig gut, wenn sich mal jemand durchsetzt, der nicht laut rumschreit. Von so jemandem spricht der Prophet Jesaja im 42. Kapitel. Da stellt Gott seinen Messias, seinen Knecht vor. Der Text geht so:
421Seht, das ist mein Knecht, zu dem ich stehe. Ihn habe ich erwählt, und ihm gilt meine Zuneigung. Ich habe ihm meinen Geist gegeben. Er sorgt bei den Völkern für Recht. 2Er schreit nicht und ruft nicht laut. Seine Stimme schallt nicht durch die Straßen. 3Ein geknicktes Schilfrohr zerbricht er nicht. Einen glimmenden Docht löscht er nicht aus. Er bleibt seinem Auftrag treu und sorgt für Recht. 4Er wird nicht müde und bricht nicht zusammen, bis er auf der Erde das Recht durchgesetzt hat.
Gott stellt jemanden vor, der nicht laut schreien muss, um sich durchzusetzen. Jemanden, der zu den Schwachen hält, die eingeknickt sind oder nur noch glimmen, statt zu brennen. Jemanden, der nicht müde wird und solange durchhält, bis sich die Gerechtigkeit auf der ganzen Welt durchgesetzt hat. Das klingt nach jemandem mit übermenschlichen Kräften, oder? Da sind auch tatsächlich übermenschliche Kräfte am Werk, aber die gehören nicht dem Knecht. Der Text geht so weiter:
6Ich, der Herr, bin dir treu. Ich habe dich gerufen, ich nehme dich bei der Hand und beschütze dich. Durch dich zeige ich meine Verbundenheit mit den Menschen. Ich mache dich zum Licht für die Völker.
Da ist Gott selbst am Werk. Er wirkt durch seinen Messias, durch seinen Knecht. Für uns Christen ist dieser Messias Jesus. Den kennen Sie ja. Zu Weihnachten haben wir seine Geburt gefeiert.
In einem einfachen Stall ist er zur Welt gekommen als ganz normaler, ganz einfacher Mensch. Nicht als reicher Königssohn im Palast. Nicht mal ein Bett hatte er, sondern nur eine Krippe. Aber das wissen Sie ja schon. Durch ihn, durch Jesus, zeigt Gott seine Verbundenheit mit den Menschen. Und wie bei allen seinen Kindern macht Gott diese Verbundenheit an einer Stelle im Leben besonders sichtbar. Nämlich bei der Taufe. Denn auch Jesus wurde getauft. Das hätte er doch eigentlich nicht nötig gehabt, oder? Schließlich ist Jesus Gottes Sohn! Trotzdem steht das so in der Bibel. Und das ist auch gut so. Denn das zeigt, dass Jesus auch „nur“ ein Mensch ist. So wie wir alle. Gott kommt zu allen Menschen. Gott ist in allen Menschen. Die Taufe macht das für einen kurzen Moment sichtbar.
Dieser kurze Moment ist ein wichtiges Zeichen. Ein Zeichen dafür, dass Gottes Liebe in allen Menschen wirkt. Ein Zeichen für Hoffnung. Die Hoffnung darauf, dass nicht immer nur der Lauteste und Stärkste sich durchsetzt. Die Hoffnung darauf, dass auch die Schwachen, die Zurückhaltenden und Leisen nicht übersehen werden. Die Hoffnung darauf, dass sich die Gerechtigkeit am Ende durchsetzt. „Seht, das ist mein Knecht, zu dem ich stehe. Ich habe ihm meinen Geist gegeben. Er sorgt bei den Völkern für Recht. Er schreit nicht und ruft nicht laut.“ Gott macht es anders als die Menschen. Er braucht nicht den Lärm und die lauteste Stimme. Er ist da zu finden, wo man sich Zeit nimmt, sich Ruhe gönnt. Also lasst uns füreinander Zeit nehmen und uns Ruhe gönnen. Denn wie sagt man so schön? In der Ruhe liegt die Kraft. Und Kraft können wir alle gut gebrauchen, schließlich hat das neue Jahr gerade erst angefangen.