HimmelsAnker Nr. 76 vom 01.08.21

Auf Sand gebaut

Liebe Gemeinde,

ich habe mal wieder etwas auf Sand gebaut und davon will ich Ihnen heute erzählen.

Letztens erst, da wollte ich eigentlich in Spanien wandern gehen. Zusammen mit einer Freundin wollte ich einen Teil des Jakobsweges laufen. Alles war perfekt durchgeplant. Der Flieger, das erste Hotel, der Transfer zum Hotel, die genaue Route. Vorbereitet hatte ich mich natürlich auch. Meine Schuhe waren frisch besohlt, Sonnencreme war eingepackt und alle anderen notwendigen Utensilien auch. Meine Freundin und ich hatten die Reise zeitlich eng geplant. Sechs Tage wandern, zwei Tage für die Hin- und Rückreise. Aber, was sollte da schon schief gehen? Ich sag’s Ihnen: Unser Flug von Amsterdam aus wurde annulliert, und das fünf Minuten vor Abflug.

Nun bin ich wieder da und darf über folgenden Bibeltext predigen. Er steht bei Matthäus 7,24-27. Vermutlich kennen sie ihn…

"Wer diese Worte von mir hört und tut, ist wie ein kluger Mann: Er baute sein Haus auf felsigem Boden. Dann kam ein Wolkenbruch. Die Flüsse traten über die Ufer, die Stürme tobten und rüttelten an dem Haus. Doch es stürzte nicht ein, denn es war auf felsigem Untergrund gebaut. Wer diese Worte von mir hört und sie nicht tut, ist wie ein dummer Mann: Er baute sein Haus auf sandigem Boden. Dann kam ein Wolkenbruch. Die Flüsse traten über die Ufer, die Stürme tobten und prallten gegen das Haus. Da stürzte es ein und fiel völlig in sich zusammen."

Ich musste wirklich schmunzeln, als ich diesen Text gelesen habe, so kurz nach meiner Reise. Warum? Weil mich auch so ein Sturm erwischt hat, wie er im Text beschrieben wird. Mir ist klar, dass ich in einer sehr privilegierten Situation gesteckt habe. Ein Urlaub, der nicht so funktioniert, wie ich ihn mir vorgestellt habe, ist natürlich Luxus im Vergleich zu Situationen, die unser Fundament im Leben umhauen.

Trotzdem sehe ich Parallelen zwischen dieser Enttäuschung im Urlaub und Erschütterungen in unserem Leben. Sie haben mindestens eine Sache gemeinsam: Sie kommen unerwartet. Völlig aus dem Nichts.

Im Predigttext erklärt uns Jesus, dass wir unser Leben eben auf sicherem Grund bauen sollen und nicht auf Sand. Am Flughafen-Gate hätte ich ja gerne mit Jesus diskutiert. Schließlich habe ich doch alles gut geplant und durchdacht. Ich denke da auch an andere Menschen, die gerne mit Jesus diskutiert hätten, denen es viel schlechter geht als mir. Menschen, die in den Fluten durch die Extremwetterlagen ihre Existenz verloren haben. Oder Menschen, die einen geliebten Angehörigen durch eine schwere Krankheit oder einen Unfall verloren haben.

Es gibt Situationen, die unser Leben umhauen, die wir nicht geplant haben. Auf viele Situationen haben wir auch gar keinen Einfluss. Und trotzdem sagt Jesus in diesem Gleichnis, dass wir einen eigenen Anteil am Bauwerk unseres Lebens haben. Klar, für manche Stürme sind wir selbst verantwortlich. Manche Stürme erreichen uns, obwohl wir aus menschlicher Perspektive nichts dafürkönnen. Was können wir dann tun?

Vielleicht wollen sie jetzt wissen, wie meine Reise ausgegangen ist. Nun ja, erst einmal hatte ich so richtig schlechte Laune. Es hat zwei oder sogar drei Tage gedauert, bis ich darüber hinwegkam, meine Wanderträume aufzugeben. Wir sind dann übrigens mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch Spanien gereist. Meine Freundin war deutlich entspannter als ich und konnte die Situation schneller annehmen. Morgens haben wir immer zusammen gebetet. Unsere Erfahrungen vor Gott gebracht. Auch unseren Frust und unseren Ärger über den annullierten Flug. Es hat gutgetan, Gott Raum zu geben in diesen Momenten. Es hat gut getan zu wissen, mit diesen Gefühlen nicht allein zu sein.

Vielleicht ist es das, was uns der Bibeltext auch mitteilen will. Stürme wird es geben. Manche davon zeigen sich in kleinen Enttäuschungen, wie in meinem Urlaub. Andere sind heftiger. Reißen alles weg, was wir uns aufgebaut haben. Machen uns traurig. Sind zerstörerisch.

Der Fels bleibt auch dann bestehen, wenn alles andere kaputt ist. Gott bleibt und lässt uns nicht im Stich, auch wenn wir für Stürme selbst verantwortlich sind.

Amen