HimmelsAnker Nr. 62 vom 02.05.21

Hevenu schalom alejchem

HimmelsAnker zum Sonntag Kantate am 2. Mai 2021 | Jeremia 29,11

Es sind Schüsse auf die Synagoge gefallen. Wenn ich so eine Nachricht höre, dann denke ich, dass sie sehr viele Jahre alt ist. Diese Nachricht ist aber nicht uralt. Sie stammt aus dieser Woche. In der Nacht zum Montag hat jemand auf die Bochumer Synagoge geschossen. Die Kugeln trafen eine Fensterscheibe. Der Schaden am Gebäude ist gering. Das kriegt ein Glaser schnell wieder hin. Der Schaden an den Menschen ist größer. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Es wurde niemand verletzt. Zumindest nicht physisch. Aber dieser Angriff verunsichert und macht Angst. Wieder wurde jüdisches Leben in unserer Stadt Opfer von Gewalt. Ich dachte wirklich, diese Zeiten seien vorbei. Am 8. Mai feiern wir den Tag der Befreiung, den Tag, an dem der Zweite Weltkrieg endete. Leider endete damit nicht der Hass auf Juden. Das zeigen leider nicht nur die Schüsse auf die Bochumer Synagoge. Immer wieder gibt es Angriffe auf jüdisches Leben. Hier in Bochum, in Deutschland und in anderen Ländern. Anscheinend lässt sich das kaum verhindern. Der Hass bricht auch trotz Polizeischutz aus. Dass wir es nicht verhindern können, heißt aber noch lange nicht, dass wir es stillschweigend hinnehmen müssen. Wenn wir es verschweigen und unter den Teppich kehren, dann stimmen wir dieser feigen Gewalt zu. Das will ich nicht. Ich will nicht, dass irgendjemand glaubt, das sei in Ordnung so. Es ist nicht in Ordnung, dass meine Mitmenschen, meine Nächsten wegen ihres Glaubens oder ihrer Herkunft in Angst und Schrecken versetzt werden. Ich will, dass sie in Frieden leben können. Auch hier in Deutschland, auch hier in Bochum. Darum ist es gut und richtig, dass die Kirchen Bochums in der Nacht zum Samstag ein Zeichen gesetzt haben. Katholische und evangelische Geistliche haben von 20 Uhr bis 9:30 Uhr im Schichtwechsel Nachtwache gehalten. Zu jeder vollen Stunde sprachen sie ein Friedensgebet. Ich selbst war von 6 bis 7 Uhr morgens dabei. Es muss einfach ganz klar gesagt werden, dass wir diese Gewalt nicht dulden. Wir wollen Frieden. Das ist ein ganz zentraler Punkt unseres Glaubens. Des jüdischen und des christlichen Glaubens. Beim Propheten Jeremia steht:

Denn ich weiß, was ich mit euch vorhabe. – Ausspruch des HERRN – Ich habe Pläne des Friedens und nicht des Unheils. Ich will euch Zukunft und Hoffnung schenken.

Zukunft. Hoffnung. Frieden. Das hat Gott mit uns Menschen vor. Wir müssen das immer wieder ganz deutlich machen. Ganz klar sagen. Und passend zum Singe-Sonntag Kantate können wir es singen: Wir wollen Frieden für alle. Hevenu schalom alejchem.

Amen.