Gründonnerstag 2020

 

Leere Einkaufszentren, geduldige Menschen in einer Schlange vor den Supermarkt, kaum Staumeldungen im Radio.

Menschen mit mehr als gut gefüllten Einkaufwagen, die nach dem Einkauf auf den Parkplatz gehen, alles in den Kofferraum räumen und dann schnell wieder zurück in die eigene Wohnung wollen.

Auf Abstand ein freundliches Winken, ein kurzes: „Wie geht’s – oder Alles in Ordnung?" – „Ja, alles gut und bleib gesund!“ Fast schon Normalität. Nein, etwas ist schon anders. Eine gewisse Rücksichtnahme ist schon zu spüren. Die notwendige Distanz wird eingehalten. Da gibt es eben keinen kurzen Plausch mit der Nachbarin am Gartenzaun oder im Hausflur.

Ostern ist aber nicht abgesagt. Alles noch schnell besorgen, die Feiertage sind fast da. Karfreitag, Karsamstag und dann Ostern. Der Herr ist auferstanden - wahrhaftig auferstanden. Bis wir das in voller Osterfreude sagen können, dauert es aber noch etwas. Dabei ist der Gründonnerstag heute doch der Einstieg in das Osterfest. Die Jünger fragten Jesus, wo er denn den Tag der ungesäuerten Brote verbringen wolle. Sie sollten einem Mann, der einen Wasserkrug trägt, bis zu seinem Haus folgen und diesem Hausherrn sagen: „Der Meister lässt dir sagen: Wo ist der Raum, in dem ich das Passalamm essen kann mit meinen Jüngern?“ Er wird euch dann einen großen Saal zeigen, der mit Polstern ausgestattet ist. Das ist der Ort wo wir uns treffen. Es geschah so und die Geschichte nahm ihren Lauf. Die Jünger vertrauten Jesus. Sie teilten den letzten Tag miteinander und bis heute sind wir durch das gemeinsame Abendmahl miteinander verbunden. Jesus stiftet Gemeinschaft, die uns trägt und uns den notwendigen Halt gibt. „Ich möcht‘, dass einer mit mir geht“, lautet der erste Satz eines Liedes aus unserem Gesangbuch. Eigentlich ist es ein Lied zur Taufe. Es begleitet mich schon einige Jahre, und gibt mir immer wieder Mut. Es gibt so viele Menschen, die durch diese starken Veränderungen in unserem Alltag feststellen, dass wir soziale Kontakte brauchen. Das Internet, oder das Telefon können einen persönlichen Kontakt nicht ersetzen. Das hat zu einer Veränderung in der Gesellschaft geführt. Das hätte ich vorher nicht gedacht. Das Alleinsein fällt vielen Menschen schwer. Dabei sind wir nicht allein.  Gott ist mit und bei  jedem Einzelnen.

Und doch brauchen wir die sozialen Kontakte. Ich habe die Gewissheit, dass Gott uns nicht fallen lässt, er ist bei uns – Ostern findet statt. Meine Hoffnung und mein Wunsch ist es, dass diese Zeit ohne Besuche, ohne Händeschütteln und ohne in den Arm nehmen, ohne gemeinsame Begegnungen bald zu Ende ist.

Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern der Kraft der Liebe und der Besonnenheit.  Und das auch über Gründonnerstag hinaus.

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