HimmelsAnker Nr. 63 vom 09.05.21

Herzlich willkommen zum Himmelsanker!

Mein Kollege Pfr. Weiß und ich haben uns vorgenommen, mit diesem und den nächsten Texten den Himmelsanker auszuwerfen, um Ende Mai am großen Feiertag der Kirche, am Pfingstfest, festzumachen.

Zu der Reihe von biblischen Geschichten, die rund um das Pfingstfest angesiedelt werden, gehört ein Text, den viele Menschen seit Kindergottesdienst-Tagen kennen. Es ist die Erzählung vom „Turmbau zu Babel“.

Im 11. Kapitel des 1. Mosebuches beschließen die Menschen: „Wir wollen uns einen Namen machen, damit wir uns nicht zerstreuen!“ Wer sich einen Namen machen will, muss auf sich aufmerksam machen. „Lasst uns eine Stadt mit einem Turm bauen. Seine Spitze soll in den Himmel ragen.“ Das soll die große Leistung sein, unter der sich die Menschen vereinen sollen. Die Parole „Turmbau für alle“ wird ausgegeben und alle machen  mit. Jetzt spricht man dieselbe Sprache!

Warum ich das mit der Sprache so betone?

Nun – viele kennen ja die Geschichte und daher ist es sicher kein Spoiler, wenn ich jetzt verrate, dass Gott dem Turmbau ein Ende setzt, indem er diese eine Sprache der Menschen durcheinander bringt und sie dadurch so sehr verwirrt, dass sie nicht mehr weiterbauen können. Sie verstehen sich schlicht nicht mehr!

Im Kindergottesdienst wurde mir damals erzählt, dass sich die Menschen vor vielen Jahren mit dieser Geschichte erklärten, warum wir weltweit unterschiedliche Sprachen sprechen. Damals wurde mir im Kindergottesdienst aber nicht erzählt, dass im 1. Mosebuch genau darüber bereits im 10. Kapitel, also im Kapitel vor der Turmbauerzählung, berichtet wird: Die Nachkommen Noahs haben sich bereits verteilt auf viele Völker, Länder und Sprachen!

So erzählt die Geschichte vom „Turmbau zu Babel“ nicht, wie es leider dazu kam, dass wir aufgrund unserer Überheblichkeit und durch die Strafe Gottes nicht mehr eins sind und verschiedene Sprachen sprechen müssen. Vielmehr erzählt die Geschichte vom Turmbau, wie es dazu kam, dass das Projekt, die Vielfalt von Menschen und Völkern einem einzigen Ziel unter zu ordnen und mit einer Sprache zu regeln, Gott sei Dank gescheitert ist. Vielfalt ist nicht die Strafe, sondern Gott stellt sie wieder her.

Und ja, natürlich liegt auch die andere Aktualität der Turmbauerzählung auf der Hand: Wir stehen vor den Trümmern eines Fortschrittsoptimismus, der glaubt, durch technische Lösungen Menschheitsträume erfüllen zu können, durch Waffen Frieden zu sichern, Krankheiten auf ewig zu besiegen und durch neue digitale Kommunikation alles Wissen über die ganze Welt zu verbreiten.

Die Geschichte vom gescheiterten Turmbau sagt uns: Wir sollten es besser wissen!

Pläne werden maßlos, Größenwahn macht sich breit, Macht wird egoistisch, Menschen verstehen sich nicht mehr – und am Ende steht das Gegenteil von dem, wofür man gearbeitet hat.

Wie es anders geht, das erzählt uns die Pfingstgeschichte. Doch dazu in ein paar Tagen mehr …

Sie haben es gemerkt – die Geschichte vom Turmbau zu Babel aus meiner Kindergottesdienstzeit ist nicht mehr die, wie ich sie heute  - mit meinem Wissen und meinen Erfahrungen – lese oder höre. Ihre Aussage hat sich verändert. So wie ich mich seit dem verändert habe. Und so, wie sich auch mein Glaube an Gott seit Kindertagen verändert hat.

Wie hat sich ihr Glaube verändert? Was glauben Sie? Was glauben Sie heute? Jetzt in diesem Moment? Woran glauben Sie? An die Kraft der Liebe? An sich selbst? An die  Demokratie? An den Lieblingsfußballverein?

Wir haben eine Bitte: Teilen Sie uns doch einmal mit, woran Sie gerade glauben. In den zahlreichen Geschäften in Gerthe und Hiltrop finden Sie in den nächsten Tagen dazu eine Postkarte mit der Bitte, den folgenden Satz mit Ihren Worten zu vervollständigen: „Ich glaube … .“ Bitte lassen Sie uns Ihre Karte mit Ihrem „Glaubenssatz“ zukommen und wir erstellen daraus zum Pfingstfest ein gemeinsames Glaubensbekenntnis. Keines, das überall und allezeit gelten soll, sondern ein Augenblicksbekenntnis.

In einem ZOOM-Gottesdienst zu Pfingsten werden wir darüber berichten. Wir freuen uns über Ihre Rückmeldung!