HimmelsAnker Nr. 45 vom 10.01.21

Mache Dich auf und werde Licht oder: Sei Gesegnete und Gesegneter

Ich mache mich auf. Zur Apotheke und in den Supermarkt. Es nieselt und ab und an ist da eine Flocke Schnee zu erkennen, die keine drei Sekunden auf dem Boden liegen bleibt. Es ist grau, wird heute gar nicht richtig hell. Ich bin frustriert.

„Heute ein König“ steht auf einer der Litfaßsäulen, an denen ich vorbeigehe. König? Könige? Stimmt, es ist ja heute Dreikönigstag. Habe ich fast vergessen. Ich denke an die Erzählungen in der Bibel über diese Könige.  

„Als Jesus geboren war in Bethlehem, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.“ Im Matthäusevangelium wird so über die Heiligen drei Könige geschrieben, so werden sie ja auch meistens genannt.

Die Weisen waren gelehrte Menschen, die sich mit der Sterndeutung auskannten. Da ist man sich in der Forschung ziemlich einig. Diese Weisen können also auch Sterndeuter und Sterndeuterinnen genannt werden. Sie kannten sich mit Sternbildern aus. Sie studierten die Bahnen, auf denen sich die Himmelskörper bewegten.

Ziemlich plötzlich muss dann ein Stern oder Komet aufgetaucht sein, der ihnen aufgefallen sein muss. Vielleicht war er besonders hell. Oder er war besonders schnell in seinen Bewegungen. Oder besonders groß.

Eins ist sicher: Dieser Stern war besonders. Und das konnte für die Weisen nur eines bedeuten: Etwas Besonderes musste geschehen sein. Sie deuteten daraus, dass ein neuer König geboren sein musste. Ein König, der neues Licht in die Welt bringen sollte. Ein König, der besonders sein musste.

Die Weisen haben sich nach dieser Erkenntnis auf den Weg gemacht. Sie folgten der Leuchtspur, weil sie mehr über dieses besondere Ereignis erfahren wollten. Sie waren schließlich Weise. Heute würde man sie wahrscheinlich als Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen bezeichnen. Als Wissenschaftler*innen wollten sie ihre Anfangsthese bestätigen. Am Ende ihrer langen Reisen kamen sie aber nicht an einem großen Palast an. Sie standen vor einem kleinen Stall, aber der Stern leuchtete heller als jeder andere Stern. Sie standen vor der Krippe und verstanden: Gott kommt zu allen Menschen, nicht nur zu den Reichen und Mächtigen. Die Weisen nahmen etwas von diesem besonderen Stern mit auf ihren Rückweg. Eine Erkenntnis über die Besonderheit dieses neuen Königs. Dieses neuen Sterns, der so hell für die Welt scheinen sollte. Sie wurden so selbst zum Licht, oder zumindest zu Gesegneten.

Im Alten Testament trifft der Prophet Jesaja ebenfalls eine Aussage über dieses besondere Licht. Er appelliert in Kapitel 60 Folgendes an die Menschen: „Mache dich auf, werde Licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit Gottes geht auf über dir!“ Für mich ergibt diese Aussage Sinn. Die hoffnungsvolle Botschaft weitertragen und dieses Licht anderen Menschen weitergeben; Menschen Mut machen; um Verzeihung bitten und anderen Menschen verzeihen; mir helfen lassen und anderen Menschen helfen; solidarisch sein.

Das klingt doch alles super! Wenn ich ehrlich bin, fiel mir das aber schon in der Zeit vor den Einschränkungen schwer. Jetzt, wo ich kaum mit anderen Menschen zusammenkomme, frage ich mich, wie ich dieses besondere Licht überhaupt weitertragen kann. Es fällt ja schon schwer, es immer bei mir selbst zu tragen. Dieses Licht der Hoffnung, das uns Gott geschenkt hat.

Ich habe mir erlaubt, diesen Satz aus dem Jesajabuch leicht abzuwandeln: 

Gott macht sich auf den Weg, sei Du Gesegnete und Gesegneter.

Ganz ohne Druck, ohne Appell. Gottes Segen macht uns alle zu Gesegneten. Das heißt nicht automatisch, dass wir diesen Segen weitergeben können. Aber es heißt, dass Gott uns nicht allein lässt in diesen dunklen Januartagen mitten im Lockdown. Gott geht da mit uns durch und leuchtet mit einem besonders hellen Stern weiter. Auch wenn es schwer fällt, diesen Stern leuchten zu sehen.

Das lässt mich lächeln unter meiner Maske. Im Supermarkt oder der Apotheke. Und plötzlich habe ich dieses besondere Licht doch weitergegeben; einem anderen Menschen, ganz unerwartet; der Apothekerin oder dem Verkäufer. Ich verlasse die Geschäfte und bin verwundert. Wie haben die Menschen mein kurzes Lächeln erkannt? Es ist unter der Maske ja doch fast nicht zu erkennen. Ich mache mich auf meinen Heimweg.

Das macht diesen Segen also aus. Er ist nicht greifbar, manchmal aber trotzdem ganz nah und spürbar. Ich mache mich auf und bin Gesegnete und ich bin mir sicher, da nicht die einzige zu sein.  

Ich wünsche Ihnen einen segensreichen Start in die neue Woche.

Ihre Alica Baron-Opsölder

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