HimmelsAnker Nr. 64 vom 13.05.21 (Himmelfahrt)

Pfannkuchen

Pfannkuchen haben es beim Thema „Glauben“ schwer. An keiner Stelle der Bibel kommen sie so richtig vor. Was sollten Pfannkuchen einem auch sagen?

Ich habe jedoch eine Geschichte gefunden, in der Pfannkuchen die Bedeutung bekommen, die ihnen in Wahrheit zusteht.

Eine brühmte Glaubenslehrerin und Mystikerin, Teresa von Àvila, steht dabei in der Klosterküche am Herd. Da kommen Nonnen und beklagen sich, dass sie zu wenig Zeit zum Meditieren hätten. Mehr heilige Räume, bitte! Mehr heilige Zeiten, bitte! Wie soll man sonst zu Gott finden?
Teresa ist gerade beim Pfannkuchenbacken. Nicht gerade im heiligen Raum, nicht gerade zur heiligen Zeit. Sie wirft einen Pfannkuchen aus der Pfanne in die Höhe, um ihn zu wenden. Teresa sagt: „Wer nicht fähig ist, Gott zwischen Hochwerfen und Auffangen eines Pfannkuchens zu erfahren, erfährt ihn überhaupt nicht.“

Der Pfannkuchen fliegt hoch und klatscht wieder in die Pfanne.

Jetzt noch mal in Zeitlupe.
Der Pfannkuchen verlässt die Pfanne. Die gebräunte Fläche, die eben noch unten war, kommt nun nach oben. Der Pfannkuchen liegt waagerecht in der Luft!

UND STOPP!!

Das ist er jetzt. Das ist einer dieser Momente, Dir, Gott, zu begegnen – wie Teresa es sagt. Zwischen Aufsteigen und Niederfallen, im Scheitelpunkt einer Flugkurve.

Plötzlich du und ich. Ein Schwebezustand, in dem es kein Oben und Unten zu geben scheint.
Auch in solchen Momenten, Gott, bist du erfarbar, wahrnehmbar, zu fühlen, zu spüren – als würde die Zeit stillstehen.
Du öffnest in tausend Sprachen die Herzen.
Ich stehe auf der Erde und frage nach dem Himmel. Für dich sind Himmel und Erde eins. Für dich gibt es kein Oben und kein Unten.
Ich befinde mich hier an einem bestimmten Ort, zu einer bestimmten Zeit und möchte dich fassen. Und ich habe eine Ahnung davon, dass du da bist.
In Kirchen werden leider keine Pfannkuchen gebacken. Aber in meiner Küche suche ich sonst auch nicht nach dir. Nicht im Straßenverkehr, auch nicht im Supermarkt oder im Büro. Und wenn – dann verpasse ich den Moment, den Schwebezustand zwischen Aufsteigen und Niederfallen.
Gäbe es keine Kirchengebäude mit ihrer Schönheit, mit den Abläufen der Liturgien, Riten und Gottesdienst – wahrscheinlich würdest du mir fremd bleiben.

Nein, so stimmt das nicht.
Mein religiöses Gefühl hat ja Verbündete auch außerhalb der Kirchenmauern.
Musik. Kunst. Gemeinschaft. Natur.
Daran ist nichts Heiliges. Aber diese Verbündeten können ebenso religiöse Gefühle in mir hervorbringen. Sie öffnen mir nicht selten Glaubenswege und zeigen mir: Du, Gott, bist überall zu finden.
Du, Gott, bist größer als Kirchen und Tempel.
Deine Gegenwart ist nicht an Gebäude gebunden.
Kirchen sind keine Gotteshäuser.
Kirchen sind Häuser für Menschen, die dich, Gott, suchen.
Sie dienen nicht deiner Würde und Schönheit – sie dienen der Würde und Schönheit unserer Suche nach dir, Gott.
Darum ist eine Kirche ein menschlicher Ort. So wie meine Küche. Hier wie dort finde ich mich in deiner Gegenwart. Wie die Nonnen in Teresas Küche.
Deine Gegenwart zwischen dem Hochwerfen und Auffangen eines Pfannkuchens.

Das Bild steht noch immer auf Pause!

Immer noch schwebt der Pfannkuchen über der Pfanne.
Pfannkuchen in der Luft zu wenden, ist eine Kunst. Das will geübt sein. Der richtige Griff.
Der richtige Schwung mit der Pfanne. Überhaupt der richtige Teig, der richtige Hitzegrad.
Wieviele arme Pfannkuchen bleiben an Küchenwänden- und schränken kleben.
Oder landen auf dem Fußboden.
Dann heißt es: Putzen!
Wo bleibt da Teresas mystischer Moment?
Braucht man die Abgrenzung von der Welt nicht doch, um Gotteserfahrungen zu machen?
Mystikerinnen wie Teresa würden wohl sagen: Das ist nicht die richtige Frage.
Ihre Nonnen wollten sich zurückziehen, um sich innerlich dem Himmel entgegenzuwerfen und sie verlangten dafür mehr Zeit und mehr heilige Räume.

Wollen wir Gott wahrnehmen, ich glaube, dann müssen wir das üben wie das Pfannkuchenwenden in der Küche.
Momente, in denen ich das Heilige spüren will, gehen vorüber, wenn ich sie nicht erkenne.

Ist Gott denn wirklich überall?
Vielleicht wäre es gut, unsere Kirchen als Übungsorte zu verstehen.

Wer im Alltag Unerwartetes und Heiliges wahrnehmen will, braucht manchmal Kirchen, um zu üben, wie sich das wohl anfühlt.

Und klatschend landet der Pfannkuchen in der Pfanne.

Sie haben es gemerkt – eine ungewöhnliche Geschichte am Himmelfahrtstag über Pfannkuchen und meinen Glaubensorten zwischen Himmel und Erde.

Wie ist es Ihnen dabei ergangen? Sind unterschiedliche Orte für Ihren Glauben wichtig? Was glauben Sie wo? Was glauben Sie in Ihrer Küche? In Ihrem Wohnzimmer? Was glauben Sie in einer Kirche? An Liebe? An die Vernunft der Menschen? An Ihre Einfühlsamkeit?

Wir haben eine Bitte: Teilen Sie uns doch einmal mit, woran Sie gerade glauben. In den zahlreichen Geschäften in Gerthe und Hiltrop finden Sie in den nächsten Tagen dazu eine Postkarte mit der Bitte, den folgenden Satz mit Ihren Worten zu vervollständigen: „Ich glaube … .“ Bitte lassen Sie uns Ihre Karte mit Ihrem „Glaubenssatz“ zukommen und wir erstellen daraus zum Pfingstfest ein gemeinsames Glaubensbekenntnis. Keines, das überall und allezeit gelten soll, sondern ein Augenblicksbekenntnis.

Sie können uns auch gerne dazu anrufen! Wählen Sie in Bochum  28 78 87 12 und sprechen Sie auf den Anrufbeantworter unseres Pfingst-Phones Ihren Glaubenssatz.

In einem ZOOM-Gottesdienst um 11.00 Uhr am Pfingstsonntag werden wir über die eingegangenen Glaubenssätze berichten. Wir sind gespannt auf Ihre Rückmeldung!

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Internetseite =>

bochum-nord.ekvw.de