HimmelsAnker Nr. 51 vom 21.02.21

Väter und Söhne

Das Lukasevangelium erzählt uns im 3. Kapitel über die Taufe Jesu:

„Auf einmal, während Jesus noch betete, öffnete sich der Himmel. Und der Heilige Geist kam auf ihn herab. Er sah aus wie eine Taube. Dazu erklang eine Stimme aus dem Himmel: Du bist (doch) mein geliebter Sohn, an dir habe ich Freude.“Das Lukasevangelium erzählt uns im 3. Kapitel über die Taufe Jesu:

Im 15. Kapitel berichtet uns Lukas, dass Jesus folgende Geschichte erzählt:

„Am schlimmsten rasten die Gedanken in den frühen Morgenstunden. Er lag im Bett, schaute an die dunkle Zimmerdecke und versuchte sich zu beruhigen. Doch über seine maßlose Enttäuschung kam er nicht hinweg. Er hatte dem Sohn vertraut, ihm das mühsam erarbeitete Erbteil ausgezahlt. Es sollten ihm schließlich alle Wege offenstehen, er sollte in finanzieller Sicherheit leben! Stattdessen war er ins Ausland gegangen und hatte alles verprasst. Der Vater hatte mehr Weitsicht erwartet, mehr Respekt. Ja, und auch mehr Lebenstüchtigkeit.

Und jetzt hatte er schon lange nichts mehr von ihm gehört.

Er spürte, wie sein Körper vor Zorn zitterte, und er drehte sich auf die andere Seite. Es gab eine Stimme in ihm, die schrie: „Ich will ihn nie wiedersehen!“

Als sein Atem ruhiger ging, hörte er noch eine andere, zarte: „Er ist doch dein Sohn! Er hat seine eigenen Vorstellungen vom Leben -  und du liebst ihn. Lass deine Erwartungen los!“

Am nächsten Morgen wachte der Vater auf, weil es Sturm klingelte. Die Sonne stand schon hoch. Wie hatte er nur so lange schlafen können! Er zog seinen Bademantel über und hastete die Treppe hinab. Vor der Tür stand sein Sohn. Ausgemergelt sah er aus, Hemd und Hose waren zerrissen. Doch er blickte dem Vater klar und fest in die Augen. „Nimm mich zurück, Papa“, sagte er leise. „Nicht als deinen Sohn, sondern als deinen Arbeiter.“

Da trat der Vater über die Schwelle, umarmte seinen Sohn und zog ihn ins Haus. Er gab ihm zu essen, kaufte ihm neue Kleider. Sie redeten und schwiegen. Dann lud er zum größten Fest, das das Dorf jemals gefeiert hatte. „Mein Sohn war wie tot und ist wieder lebendig geworden“, sagte er allen, die ihn fragten. Und er fühlte sich befreit.