HimmelsAnker Nr. 97 vom 02.01.22

Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen. Joh. 6,3

So lautet die Jahreslosung, die uns durch die nächsten zwölf Monate begleiten soll. Als ich diesen Vers zum ersten Mal gelesen habe, wurde mir warm ums Herz. Etwas in ihm strahlt Geborgenheit aus. Je öfter ich ihn lese, desto mehr Fragen tun sich jedoch auf:

WER zu mir
Wer ist damit eigentlich gemeint? Das Johannesevangelium richtet sich an die ersten Christusgläubigen. Dieser Vers spricht aber auch noch über zweitausend Jahre danach Menschen an. Dich! Und mich! Uns Alle! Kleine und Große. Dicke und Dünne. Junge und Alte. Männer, Frauen und Diverse. Kranke und Gesunde. Geimpfte, Getestete und Genesene und Nicht-Geimpfte gleichermaßen.
Dieser Vers macht keinen Halt vor Hautfarbe, Sexualität oder beruflichem Status eines Menschen.

KOMMT,
Kommen? Wie sind wir eigentlich unterwegs? Mit Rad, Rollstuhl und Rollator. Dem eigenen PKW oder den öffentlichen Verkehrsmitteln. Mit Stock, Hut, Kind und Kegel. Mit leichtem Herzen oder schwerem Gepäck durch bittere Erfahrungen und vielen Tränen.
Kommen meint, dass wir uns aufraffen müssen. Nicht zwangsläufig zum Gottesdienst oder zu kirchlichen Veranstaltungen. Vielmehr, überhaupt oder darüber hinaus müssen wir zu uns selbst kommen. Auf unsere innere Stimme hören. Achtsam sein. Im Alltag auch mal aufhorchen und Gottes klängen lauschen.

den werde ich NICHT ABWEISEN
Gott weist uns nicht ab.
Wir sind da manchmal anders beschaffen. Wir Menschen auf der ganzen Welt und auch in Bochum-Nord. Menschen werden immer wieder abgewiesen. Manchmal gibt es keine Gründe, was die Sache noch schlimmer Macht. Denn vermeintliche Gründe, wie Herkunft, Religion oder sozialer Status eines Menschen dürfen nicht zu Gründen gemacht werden, diese auszuschließen. Theoretisch macht das Sinn- kann ich so unterschreiben. Wenn ich dann an mich selbst oder die Gemeinde denke, entdecke ich doch Schwellen und Hürden, die manche Leute abweisen könnten. Viele der Aktionen und Veranstaltungen der Gemeinde sind beispielsweise für ganz bestimme Menschen geplant. Nicht Alle finden Platz und fühlen sich angesprochen. Ganz oft ist das auch gut und gewollt. Eine Seniorin fühlt sich nun einmal wohler in der Frauenhilfe, als in der Hallo-Gott-Runde im Kindergarten. Trotzdem bleibt es bei manchen Abweisungen, die sagen; „für dich ist hier gerade kein Platz.“ Die 3-G-Regel schließt auch ganz buchstäblich Menschen aus, auch wenn sie wohlüberlegt ist und für mehr Sicherheit sorgt. Hier gibt es gar keine andere Möglichkeit, als Menschen abzuweisen. Schließlich würden sich viele Personen abgewiesen fühlen, wenn die 3-G-Regel nicht angewendet würde. Schwierige Entscheidungen, die da getroffen wurden. Ich bin froh, dass bei Gott andere Maßstäbe gelten.
Bei Gott sind wir angenommen und aufgenommen. Gott schenkt uns Zuflucht. Für mich heißt das auch: Gott nimmt mich an, so wie ich bin. Mit allen Fehlern. Mit allem Scheitern. Und mit allem Schönen, was mich ausmacht. Dieser Vers soll Mut machen, denn etwas von Gottes Offenheit schlummert auch in mir. Er lädt dazu ein, meine Türen für andere zu öffnen. Über meinen eigenen Tellerrand zu blicken und Vorurteile abzulegen.

Das sind meine Überlegungen zur Jahreslosung. Sie werden bestimmt viele Impulse, Predigten und Andachten dazu hören in den nächsten Wochen und Monaten. Ich freue mich schon, mit ihnen darüber ins Gespräch kommen zu können.

Für das Jahr 2022 wünsche ich uns immer wieder das Gefühl des „angenommen seins“ bei Gott. Ich wünsche uns offene Ohren, Augen und ein weites Herz für Menschen, denen wir begegnen.

Herzliche Grüße

Alica Baron-Opsölder (Vikarin)