HimmelsAnker Nr. 104 vom 20.02.22

Im Buch des Profeten Jeremia, im 9. Kapitel, stehen folgende Worte:

 

So spricht Gott:

Der Weise sei nicht stolz auf seine Weisheit. Der Starke sei nicht stolz auf seine Stärke und der Reiche nicht auf seinen Reichtum. Wer sich rühmen will, soll sich nur deswegen rühmen: Dass er wirklich klug ist und mich kennt; dass er weiß, dass ich Gott bin und auf Erden Güte, Recht und Gerechtigkeit schaffe. Denn diese machen mir Freude - so lautet der Ausspruch Gottes.

Jeremia 9,22+23

 

„Die ehrlichen Geschichtsschreiber werden berichten, welch ein überragender Präsident ich gewesen bin.“ Donald Trump im Februar 2022.

 

Angeber nerven. Leute, die auf Angeber reinfallen, irgendwie auch. Niemand würde Angeberei vermissen.

 

Im Tierreich ist Angeberei nicht unwichtig. Je bunter die Nase bei Mandrill-Affen, desto größer der Führungsanspruch. Pfau-Männchen stolzieren stunden- bis tagelang nebeneinander her im Wettbewerb um die Hennen – im Normalfall erkennt ein Pfau den anderen als schöner an. Wenn nicht – wird gekämpft. Blaufußtölpel tanzen, um ihre Füße in Szene zu setzen. Kapitale Hirsche stellen ihre Geweihe zur Schau. Bescheidenheit? Fehlanzeige. Warum dann also nicht zeigen, wenn man weise, stark oder reich ist?

 

Die Gefahr ist: Wir können Weisheit, Stärke und Reichtum missbrauchen. In den falschen Händen wird aus Weisheit Willkür oder Ignoranz, aus Stärke Gnadenlosigkeit oder Brutaltät und mit Reichtum lässt sich so manches manipulieren oder erpressen.

 

Jeremia sagt: Dass alles passiert nicht, wenn die Klugen, die Starken und die Reichen in der Lage sind, auf sich selbst zu schauen, aus sich selbst heraus zu treten, die Perspektive zu wechseln und dabei zu merken: es gibt in meinem Leben noch etwas, das viel größer ist als ich: Gott! Etwas, dem ich mich verdanke.

 

Rühmen mag sich demnach also, wer die eigene Begrenztheit erkennt und akzeptiert.

Dazu erzählten nicht nur die Profeten zu biblischen Zeiten Geschichten, die uns bis heute in unserer Bibel überliefert sind. Wir alle haben Gelegenheit, diese Geschichten nachzulesen, wann immer wir wollen. Und diese Geschichten wirken sich auf uns aus – je nach Situation, in der sie uns berühren.

 

Lassen Sie mich jetzt von einem Film erzählen, der uns vor Augen führt, wie selbstverständlich man Bescheidenheit leben kann, wenn man mit sich selbst und der Welt  im Reinen ist. Ich spreche vom Kinoerfolg „Forrest Gump“.

 

Forrest Gump hätte genug Gründe, sich zu rühmen.Er hat Geschichte geschrieben, immer wieder. Als er noch ein Kind war, inspirierte er einen Musiker, der im Gästehaus von Forrests Mutter übernachtete, zu seinem berühmten Hüftschwung. Dieser Musiker war niemand geringerer als Elvis Presley. Als Erwachsener beobachtete und meldete er den Einbruch ins Watergate Hotel und löste damit den Watergate-Skandal aus, der Präsident Nixon zu Fall brachte. Nebenbei erfand er das Joggen, den Spruch „Shit happens“ und den Urvater der Emojis, den Smiley.

Er war Football-Star, Vietnamveteran, dekoriert mit der höchstmöglichen Auszeichnung, der „Medal of Honor“, und begründete die Ping-Pong-Diplomatie zwischen den USA und China, die nicht weniger als ein Stück Weltfrieden bedeutete.

Versehentlich gründete er ein Lebensmittelimperium und den Gewinn investierte er in die Firma Apple, die damals noch niemand kannte, was ihn zum Multimillionär machte.

Kurz gesagt: 40 Jahre Us-Amerikanische Geschichte gehen in wesentlichen Teilen auf das Konto von Forrest Gump.

 

Das alles ist natürlich nur eine Drehbuchfantasie und historisch gesehen Quatsch. Aber es gibt eine Sache, die aus dieser absurden Aneinanderreihung von superheldenhaften Taten ein Märchen voller Herz und Humor macht: Forrest Gump rühmt sich nicht! Er bildet sich nichts ein auf seine Errungenschaften.

Und zwar nicht aus Bescheidenheit, sondern, weil er das alles nicht versteht und nicht realisieren kann. Forrest hat einen IQ von 75. Er kann sehr schnell laufen, aber seine Welt endet am Tellerrand.

Würde ihn jemand zur Bescheidenheit mahnen, er wüsste überhaupt nicht, woher diese Mahnung käme. In seiner Wahrnehmung hat er nie etwas Besonderes getan.

Dem Film gelingt es, dass dieser Mangel an Intelligenz nie als tragisch empfunden wird.

Forrest Gump lebt mit bewundernswerter Selbstverständlichkeit vor sich hin, während ihm alles, was er braucht, vor die Füße fällt. Eigentlich lebt er nach den Weisungen der Bergpredigt in einer Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit. Angeberei, Stolz und Hochmut könnten ihm nicht ferner liegen. „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen“ - sagt er. „Man weiß nie, was man am Ende bekommt.“

 

Und nicht: Mir macht man nichts vor – ich bin schlau!

 

Am besten: Sie schauen den Film selbst – wenn Sie ihn nicht schon kennen – und lassen sich auch davon inspirieren.