HimmelsAnker Nr. 115 vom 01.05.22

Liebe Gemeinde,

in der letzten Woche war ich mit Freund*innen unterwegs in Amsterdam im Kurzurlaub. Freundinnen, die ich in meinem Vikariat kennenlernen durfte.

Zugegebenermaßen war ich überhaupt nicht vorbereitet. Normalerweise ist das ganz anders. Normalerweise bin ich die, die solche Reisen plant. Die, die weiß, was es so anzugucken gibt und was man so erleben kann. Ich lasse mir das auch eigentlich ungern nehmen. Will gerne die Kontrolle behalten auch im Urlaub.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Sind sie eher die Person, die plant und durchführt? Oder lassen Sie sich eher treiben?

In der Bibel werden uns viele Bilder gezeigt, in denen Gott die Reiseplanung übernimmt. Eines dieser Bilder finden wir in Psalm 23.

„Der Herr ist mein Hirte“, so beginnt der Psalm. Musste der ein oder die andere von Ihnen bestimmt auswendig lernen. Der Psalm erzählt von Gott als Hirten. Als guten Hirten. Der gute Hirte, der uns führt und auf den wir uns verlassen können.

Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben. So lautet der Spruch, der uns in dieser Woche begleiten soll.

In so einer Schafherde, da sind so viele unterschiedliche Schafe wir es sind, wir hier in der Gemeinde. Alle so unterschiedlich und einzigartig.

Ob wir nun alleine oder gemeinsam unterwegs sind, nicht als Schafe jetzt, aber im Leben, dann brauchen wir manchmal diesen Halt, der uns auch Richtung weisen kann. Egal ob wir diejenigen sind, die immer alles planen, oder ob wir eher anderen hinterherlaufen.

Als ich in Amsterdam war, da haben meine Freundinnen das Ruder übernommen. Und obwohl ich schon oft dort war, habe ich die Stadt nochmal ganz anders kennen- und lieben gelernt als vorher.

Ich habe dadurch ganz neue Orte gesehen. Ich habe ganz neue Eindrücke gesammelt. Es hat gutgetan. Ich habe mich getragen gefühlt. Hatte immer jemanden, der eben wusste, wo es jetzt den besten Apfelkuchen zu essen gab oder wo wir am nächsten Tag frühstücken konnten.

Einmal habe ich mich dann doch ganz schön verrannt in dieser großen Stadt. Ich habe mich sogar ein wenig verlaufen. Und weil ich ja nicht vorbereitet war, hatte ich noch nicht einmal einen Stadtplan dabei, der mir den Weg Richtung Hotel gezeigt hätte. Zum Glück konnte ich eine meiner Freundinnen anrufen, die mir dann ganz genau erklärt hat, wo wir uns als nächstes treffen würden.

Im Leben gibt es manchmal auch Situationen, in denen wir uns verrennen. Vielleicht, weil wir immer alles selbst in die Hand nehmen wollen. Manchmal haben wir auch blöde Ideen, tun Dinge, die uns schaden oder noch nicht mal Spaß machen, wir verletzen andere, wir wissen gar nicht, wo es hingehen soll und dann werden wir deprimiert. Solche Phasen haben wir alle und besonders dann brauchen wir, so glaube ich es, Halt. Wir brauchen dann so einen Schäfer, der mit seinem dicken Mantel kommt und uns wieder mitnimmt in die Herde, der uns die Angst nimmt, der seine Schafe liebevoll begrüßt, egal wie lange sie weg waren.

Für mich waren das am Wochenende gute Menschen in meinem Leben, die mir wie so ein Hirte den Weg gezeigt haben und mir Orientierung gegeben haben.

Gott ist auch da bei und in unserem Leben, er ist der gute Hirte und wir können seine Stimme hören, wenn wir unser Herz danach ausrichten. Wir können dann hören, wie Gott sagt: Alles wird gut. Ich bin bei dir. Ich habe dich lieb. Wir kennen Gott und Gott kennt uns und wir können ihr folgen in unserem Leben. Denn diese Verbundenheit zwischen Gott und uns reißt nicht ab. Egal wie lange wir keinen Kontakt mehr nach oben haben.

Gott ist dieser Hirte, der uns leitet, dem wir folgen können, bei dem wir uns Halt suchen können. Wir können dort unsere Kraft hernehmen, wenn uns selbst der Weg zu weit wird, wenn die Angst zu groß ist, wenn die Trauer zu groß ist um eine verstorbene Person, wir können von Gott die Kraft bekommen an guten Tagen unseren Flow nicht zu verlieren. Diese Kraft gilt uns im Leben und im Tod.

Egal wo wir unterwegs sind. Wir dürfen gewiss sein: Wir gehen diesen Weg nicht alleine! Unser guter Hirte ist an unserer Seite, jeden Tag, der da kommt. Wir können auf ihn vertrauen, können ihm alles hinschmeißen oder laut jubeln. Gott ist unser Hirte und wird uns niemals verlassen.

Lasst uns daran denken und uns darauf verlassen: Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.

Amen