HimmelsAnker Nr. 47 vom 24.01.21

HimmelsAnker zum 3. Sonntag nach Epiphanias | Lukas 13,29 (Wochenspruch)

Grenzen verschwimmen

Es ist noch Januar. Das Jahr hat schon angefangen. Und so langsam habe ich mich auch schon daran gewöhnt, beim Datum hinten jetzt 2021 statt 2020 zu schreiben. Aber ab und zu rutscht mir wieder die 2020 raus.

Ich finde, das ist eine merkwürdige Zeit, die Zeit zwischen den Jahren. Sie fängt nach den Weihnachtsfeiertagen an und zieht sich dann bis weit in den Januar hinein. Das alte Jahr hat uns noch nicht ganz losgelassen, obwohl das neue Jahr schon irgendwie angefangen hat. Die Grenzen verschwimmen zwischen Altem und Neuem, zwischen Abschied und Neuanfang. Das fängt Weihnachten schon an. Da verschwimmt in der Krippe die Grenze zwischen Gott und Mensch. Danach kommen die Jahreszahlen, die ineinander übergehen. In jeder Zeitzone zu einem anderen Zeitpunkt, aber doch zur selben Uhrzeit. Das ist oft verwirrend, wenn Grenzen wegfallen, wenn aus klaren Abschnitten fließende Übergänge werden und wenn aus kontrastreichem Schwarz-Weiß plötzlich Grau wird. Beim Jahresübergang ist das vergleichsweise einfach. Wir haben das schon oft mitgemacht und spätestens Anfang Februar schreiben wir das Datum auch richtig. Man gewöhnt sich daran.

Aber in anderen Lebensbereichen ist es manchmal nicht so leicht, die alte Ordnung zu verlassen und gewohnte Unterteilungen aufzugeben. Sei es bei einem Umzug, beim Schulwechsel, bei einer neuen Arbeitsstelle, am Ende einer Beziehung oder wenn ein geliebter Mensch stirbt. Das verändert das Leben manchmal bis ins kleinste Detail. Manche Veränderungen sind uns gar nicht willkommen. Schließlich hat doch vorher alles wunderbar funktioniert. Wieso also das alles? Und woher soll ich wissen, welche Veränderung gut ist? Woran kann ich mich orientieren, wenn das Gewohnte wegfällt? „An mir“, würde Jesus vielleicht sagen. An der Liebe. An dem, was die Menschen zusammenbringt und vereint. „Und sie werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes“, sagt Jesus im Lukasevangelium. Das sagt Jesus in einer Zeit, in der es eine große Rolle spielte, wo man herkam und zu welchem Volk man gehörte. Und all diese Unterteilungen, diese alten Ordnungen spielen bei Jesus keine Rolle mehr. Die Grenzen verschwimmen. Es ist nicht mehr wichtig, wo du herkommst. Es ist nur noch wichtig, wo du hinwillst. Und wenn du in Gottes Reich willst, bist du da herzlich willkommen.

Das klingt ganz schön einfach. Aber es heißt eben auch, all die ganzen Gewohnheiten, Unterteilungen und Ordnungen hinter sich zu lassen. Und der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Ich brauche ja schon fast einen ganzen Monat, um das neue Datum richtig schreiben zu können! Wie soll ich es da schaffen, mein ganzes Leben zu verändern? „Jeden Tag ein Stück“, ist meine Antwort auf diese Frage. Schritt für Schritt kann es gehen. Jeder Schritt zählt. Das klappt am besten mit Unterstützung. Darum bin ich froh, dass Sie diesen Text hier lesen. Denn das gibt mir die Hoffnung, dass ich diesen Weg nicht allein gehe.

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