HimmelsAnker Nr. 61 vom 25.04.21

Gedanken zum Glaubensbekenntnis

Liebe Leser*innen,

ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen…

So beginnt das apostolische Glaubensbekenntnis, welches wir Christen und Christinnen beim Gottesdienst zusammen sprechen. Dieses Bekenntnis haben die ersten Christen verfasst. Damals wurde um jedes Wort schwer gerungen. Ich kann mich gut an meine Examenszeit erinnern, in der ich die Historie des Streits um das Glaubensbekenntnis auswendig lernen musste. Jedes Wort wurde von den Christusgläubigen auf die Goldwaage gelegt.

Wie kann man ein einheitliches Bekenntnis schreiben, was alle Christ*innen mitsprechen können. Wie kann man den Glauben von allen Christ*innen in einem Bekenntnis zusammenfassen?

Ich glaube an Gott, den Vater… aber Moment, ist Gott nicht auch wie eine Mutter?

Sie lesen richtig, auch ich hätte da den ein oder anderen Verbesserungsvorschlag. So ging es auch unseren Konfis am vergangenen Samstag. Dort haben wir via Zoom über den Glauben der Konfirmand*innen gesprochen. Im Anschluss hatten die Konfis die Aufgabe, zu den Kirchen zu gehen und sich das Glaubensbekenntnis einmal genauer anzusehen. Dieses hatten wir mit Kreide auf den Boden der Kirchvorplätze gemalt. Alle Wörter, die die Konfis nicht verstanden haben oder nicht glauben konnten, wurden von ihnen mit Steinen verdeckt. Alles, was ihren Glauben erleuchtet, wurde mit kleinen Kerzen belegt.

Vielleicht ahnen Sie es schon: Den Konfis fiel es schwer, an eine „Jungfrau Maria“ zu glauben. Auch der Glaube an das „ewige Leben“ wurde von manch einem Konfi gesteinigt. Es gab aber auch viele erleuchtete Stellen. Beinahe alle Konfirmand*innen glauben zum Beispiel an Vergebung. Ein schönes Zeichen, wie ich finde. Eine Konfirmandin war sich unsicher, wo sie ihre Kerze hinlegen sollte. Auf einmal sagte Sie: „Ich glaube, dass Gott mich stark macht. So, dass ich an mich selbst glauben kann und so Gutes vollbringen kann.“ Sie hat ihre Kerze auf das „Ich“ ganz am Anfang gelegt.

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen… wieso sprechen wir dieses Bekenntnis eigentlich noch so regelmäßig? Wieso sprechen wir all diese Worte, obwohl der Glaube, gerade auch von allen protestantischen Geschwistern, mit so unterschiedlichen Worten erklärt werden kann?

Ich denke, dass dieses Bekenntnis einen Zusammenhalt darstellt und auch immer wieder fordert. In jeder Gemeinschaft gibt es Menschen, denen es schwer fällt, überhaupt an irgendwas zu glauben. Von der Jungfrau Maria mal ganz zu schweigen. Gerade an dunklen Tagen, wo kein einziges Wort ausgesprochen werden kann. An Tagen, wo die Kehle verschnürt ist durch Trauer, Angst oder Verzweiflung.

Dann tut es gut, wenn ein anderer oder eine andere mir die Worte abnimmt. Dann tut es gut, dass Menschen an meiner Seite sind, die die Worte für mich sprechen. Die mich hoffen lassen, dass der Glaube an Gott heilsam ist. Und auch wenn der Glaube an Gott schwer fallen kann, können wir uns sicher sein, dass Gott an jeden und jede von uns glaubt. Weil er uns unendlich liebt.

Vielleicht haben sie ja Lust das Glaubensbekenntnis heute mit mir mitzusprechen. Oder ich spreche es für sie mit:

 

Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.

 

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Woche!

Ihre Vikarin Alica Baron-Opsölder