HimmelsAnker Nr. 20 vom 26.07.20

Verzicht für Liebe

HimmelsAnker zum 7. Sonntag nach Trinitatis | Hebr 13,1-3

Ein großer Tisch. Alle sitzen zusammen. Lachen, freuen sich, nehmen sich in den Arm. Und alle essen zusammen. Ganz viele. Je mehr desto besser. Das tut gut. Da tankt man richtig auf. Wenn man mit denen zusammen ist, die man liebt. Diese Nähe. Da spürt man das Leben und fühlt sich lebendig. Das ist ein ganz wichtiges Bild im Christentum. Diese Tischgemeinschaft. Das Abendmahl. Da wird das Leben gefeiert. Die Liebe wird gefeiert. Liebe, die sogar stärker ist als der Tod.

Heute am 7. Sonntag nach Trinitatis geht es genau darum: um das Abendmahl. Menschen kommen im Namen Jesu zusammen, feiern und essen gemeinsam. Das Evangelium für heute ist die Speisung der 5000 (Joh 6,1-15). 5000 Menschen auf einem Fleck! Was für eine riesige Ansammlung von Menschen. Bei der Vorstellung allein würde Christian Drosten bestimmt Schnappatmung bekommen! Und das natürlich zurecht. So ein Event wäre jetzt in der Corona-Zeit eine riesige Katastrophe! Ich weiß nicht genau, welche Vorgaben gerade aktuell sind: Sind es maximal zehn Leute, die gerade zusammenkommen dürfen? Oder 30? Oder 150? Die Speisung der 5000 wäre heute auf jeden Fall verboten. Weil es viel zu gefährlich wäre. Menschen, die sich so nahekommen und dann Brote brechen und Fische teilen und zusammen essen. Das wäre ein gefundenes Fressen für das Coronavirus.

Aber nicht nur in so einem großen Rahmen wäre das verheerend. Auch schon im Kleinen ist es gefährlich. Darum müssen wir schweren Herzens auf das Abendmahl verzichten. Wir können nicht das Brot teilen und aus einem Kelch trinken. Wir verzichten auf das Abendmahl. Auf die Feier des Lebens und der Liebe. Und wir tun das, weil wir Leben schützen wollen. Wir verzichten darauf aus Liebe. Wir verzichten auf das Symbol, aber wir verzichten nicht auf Leben und Liebe. Lasst uns das in dieser Zeit, in der wir auf Abstand bleiben müssen, nicht vergessen. Wir sind immer noch in der Liebe verbunden. Und wir sind immer noch dazu aufgerufen, für andere Menschen da zu sein. Wir sind immer noch dazu aufgerufen, Menschen in Isolation zu unterstützen und ihnen Halt zu geben.

Bleibt fest in der brüderlichen Liebe.

Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt.

Denkt an die Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene, und an die Misshandelten, weil auch ihr noch im Leibe lebt.

So steht es im Hebräerbrief als Predigttext für heute. Durchhalten und das Wesentliche nicht vergessen. Das war damals am Ende des 1. Jahrhunderts nach Christus wichtig und das ist es auch noch heute. Das Leben und die Liebe. Das gilt es zu schützen. Für die Liebe und für das Leben ist Jesus damals gestorben.

Lasst uns das nicht vergessen. Auch wenn wir es gerade nicht so feiern können, wie wir es sonst tun.
Auch wenn das Abendmahl gerade nicht möglich ist. Auch wenn wir das gerade so sehr vermissen. Ich habe große Sehnsucht danach, endlich wieder Abendmahl zu feiern und endlich wieder im Gottesdienst singen zu können. Noch ist es nicht so weit. Aber ich freue mich schon jetzt darauf.

Bis dahin und darüber hinaus, bewahre der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen.

Diese Andacht zum Anhören

Hier finden Sie diese Andacht zum Ausdrucken.