HimmelsAnker Nr. 52 für den Sonntag Reminiszere am 28.2.2021 | Römer 5,8

Nur Geduld

„Ach Kind, dann zieh dir den Schnuller doch nicht aus dem Mund, wenn du daran saugen willst!“ Da muss ich doch ab und zu mit dem Kopf schütteln. Manchmal ist meine Tochter nur schwer zu beruhigen. Der Schnuller hilft da ab und zu. Ist der im Mund, geht es ihr gut. Aber oft genug zieht sie sich den Schnuller raus und fängt wieder an zu weinen. Dann stecke ich ihr das Sauggerät zurück in den Mund und alles ist wieder gut. Es wäre alles so viel einfacher, wenn meine Tochter das verstehen würde. Aber immer wieder zieht sie den Schnuller raus. Das ist ganz schön frustrierend. Ich erinnere mich dann immer daran, dass sie einfach noch zu jung ist, um das zu begreifen. Irgendwann wird sie das schon lernen. Da brauche ich nur etwas Geduld.

Manchmal frage ich mich in solchen Momenten, ob es Gott da nicht ähnlich geht. Gott guckt sich die Menschen an und sieht das Leid, das sie sich selbst und anderen zufügen. Fragt Gott sich dann auch: „Wieso hört ihr nicht einfach auf damit? Wann begreift ihr das endlich?“ Ist Gott dann auch frustriert und muss sich zur Geduld rufen? „Die werden das schon irgendwann lernen – nur Geduld“. Wäre es da aus rationaler Sicht nicht völlig nachvollziehbar, dass Gott nach so vielen Jahrzehnten und Jahrhunderten irgendwann mal auf den Tisch haut und sagt: „So, jetzt ist aber gut! Wenn ihr es bis jetzt nicht gelernt habt, werdet ihr es niemals lernen!“ Ja, ich glaube, rational betrachtet wäre das nach so langer Zeit durchaus nachvollziehbar.

Wie gut, dass Gott nicht nach rein rationalen Gesichtspunkten entscheidet. Er oder sie hat da andere Prinzipien. Nämlich Barmherzigkeit und Liebe. Beides scheint bei Gott grenzenlos zu sein. Denn nur so kann ich mir erklären, wie Gott weiter zu uns Menschen steht. Nur so kann ich mir erklären, wieso Gott uns dieses ultimative Zugeständnis gibt. Wieso er oder sie den eigenen Sohn für uns gibt. „Gott beweist seine Liebe zu uns dadurch, dass Christus für uns gestorben ist. Damals waren wir noch Sünder.“ So geht der Wochenspruch für diese Woche. Gott steht zu uns, obwohl Gott weiß, dass wir Fehler haben. Gott glaubt an uns und hat immer noch Geduld. „Irgendwann werden sie’s schon lernen.“ Gott hat immer noch Hoffnung für uns. Wenn Gott noch auf uns hofft, dann, finde ich, sollten wir das auch tun.