HimmelsAnker Nr. 48 vom 31.01.21

Drucksituationen

Paulus schreibt im 2. Korintherbrief:

Wir tragen diesen Schatz aber in zerbrechlichen Gefäßen.
So soll deutlich werden, dass unsere übergroße Kraft von Gott kommt und nicht aus uns selbst.
Wir stehen von allen Seiten unter Druck. Aber wir werden nicht erdrückt.
Wir sind ratlos, aber wir verzweifeln nicht.
Wir werden verfolgt, aber wir sind nicht im Stich gelassen.
Wir werden zu Boden geworfen, aber wir gehen nicht zugrunde.  (2. Kor 4,7-9)


8.09 Uhr. Plötzlich macht das Auto "Ping" und reißt ihn aus seinem Gedankensumpf.
Ist etwas kaputt? Nein, natürlich nicht. Das Auto macht "Ping", weil es jetzt draußen 4 Grad warm ist. Er hat noch nie verstanden, wozu das gut ist, dass das Auto dann "Ping" macht. Aber er schreckt jedes Mal hoch und denkt dann immer: Puh. Nichts Schlimmes. Nur die 4 Grad.

Wo war er gerade? Er sortiert gedanklich noch mal den Tag. Macht sich klar, wann er wo sein muss.
Heute ist einer dieser Tage, da jagt ein Termin den anderen. Er weiß noch nicht, ob er eine Pause haben wird. Und wie lange der letzte Termin dauert. Es wird wohl wieder dunkel sein, wenn er zurückfährt. Aber wie spät wird es sein?
Werden die Kinder noch wach sein?
Tagein, tagaus morgens raus und abends zurück. Zu viele Nächte schlecht geschlafen in den letzten Tagen. Es ist ganz schön viel wieder einmal.
Zu viel? Sendet sein Körper ihm Signale über die Kraft, die er hat? Die ihm bleibt?
Wo kommt sie her, diese Kraft: Aus der Höhe seines Gehalts? Kommt sie von seiner Familie? Von seiner Frau, die ihn liebt und die er liebt?
Oder lebt er immer noch für die Idee, für den Traum, mit dem er vor Jahren einmal gestartet ist?
Wo will er eigentlich hin mit seiner Zeit, mit seinem Leben. Die ganz große Frage – aber die stellt er besser nicht. Nicht jetzt.

Paulus schien trotz seiner Gebrechlichkeit vor Kraft nur so zu strotzen. Die Gewissheit der Gegenwart Gottes verlieh ihm dieses Gefühl.

Der Mann, der morgens durch den Nebel fährt, hat schon lange kein solches Gefühl mehr erlebt. Für ihn sind Urlaube nötige Pausen, und Arztbesuche meidet er. Es geht schon ohne, sagt er sich. Und wer weiß, was der Arzt finden würde.

Paulus und seine übergroße Kraft: Meint er das eigentlich ernst? Ist da vor lauter Licht gar kein Schatten, keine Müdigkeit, keine Antriebslosigkeit? Wie sagte er:
Täglich erfahren wir am eigenen Leib, was es heißt, mit Jesus zu sterben. Denn an unserem Leib soll ja auch sichtbar werden, was es heißt, mit Jesus neu zu leben.
Am Leben und Sterben Jesu – und an seinem Weiterleben bei Gott liest Paulus ab, wie Gott immer bei ihm ist – und wie Gott uns selbst durch den Tod hindurch begleitet. Daraus gewinnt er seine Kraft.
Natürlich gibt es Schatten! Aber um uns, in uns und für uns leuchtet Gott immer wieder auf. Darauf können wir vertrauen. Das dürfen wir glauben.

Das Auto steht nach einer guten Stunde Fahrt. Er zieht den Schlüssel ab. Für einen Augenblick ist es ganz ruhig. Er öffnet die Tür, steigt aus und atmet kalte Luft in seine Nase. Frische Luft. So etwa 4 Grad.
Aber die Sicht wird besser. Er sieht klarer. Und staunt über die ersten Sonnenstrahlen des Tages. Bald wird der Nebel sich verzogen haben.