... hat mein Kollege Pfr. Weiß in seiner Ansprache zur Jahreslosung 2021 ein „Jahr der Barmherzigkeit“ empfohlen. Wie könnte ich das umsetzen?
Dazu habe ich neulich beim Lesen folgende Anleitung gefunden:
Es geht darum, den Schmerz wieder zuzulassen. Das ist im Grunde der Anfang aller Barmherzigkeit. Dass es mich noch berührt, oder besser: wieder berührt. Dass ich es aushalte, auch wenn ich unmittelbar nichts tun kann, außer beten, klagen, weinen. Kann ich es aushalten, Berichte von Armut zu lesen, ohne nach irgendwelchen Schuldigen zu rufen? Bin ich in der Lage, mein eigenes Verhalten zu hinterfragen? Interessiere ich mich für meinen ökologischen Fußabdruck, die Fairness meiner eigenen Verwicklung im weltweiten Handel?
Wir sind die Ärmsten der Armen geworden, wenn wir zu weinen verlernt haben. Wenn wir verlernt haben, die Menschen wahrzunehmen. Sie alle: Die Ertrunkenen, die Angekommenen und die Zurückgeschickten. Die Helfer und die Opfer. Diejenigen, die nur noch mit Ihresgleichen reden, immer lauter reden, immer lauter schreien, weil ihnen niemand mehr zuhört.
Was kann passieren, wenn ich mich dem Schmerz öffne? ... Vielleicht werde ich ein wenig offener für die anderen. Vielleicht kann ich meinen Schmerz mit anderen teilen. Vielleicht wird unsere gemeinsam geteilte Ohnmacht der Beginn neuen Mutes und neuer Ideen. Vielleicht darf auch eine einzige Träne für sich in Anspruch nehmen, dass das weiche Wasser den harten Stein bricht.
Herzlich Grüße … und: Bis neulich, Ihr
Jörg Sonneborn