... war ich auf dem Weg nach Hause, ich kam vom Einkaufen. Natürlich, weil ich mal wieder was vergessen hatte. Es war ein regnerischer und kalter Tag, die Kälte kroch mit jedem Regentropfen in die Kleidung. Während ich vorm Überqueren der Straße nach Autos Ausschau hielt, fiel mein Blick auf einen Weihnachtsbaum.
Er lag unter einem Schild, das darauf hinwies, dass hier die „Einbahnstraße“ begann. Trostlos lag er da. An einigen Stellen schon kahl, ohne jeglichen Schmuck, einfach hingeworfen und verlassen. Und doch zog er meine Aufmerksamkeit auf sich. Dieser Anblick symbolisiert genau, wie ich mich gerade fühle. Der Januar ist schon ein paar Wochen alt und der Alltag hat wieder Einzug gehalten. Düster und trostlos kommen die Tage daher und egal, wo man hinhört, überall sind Corona und die steigenden Inzidenzen Thema. Die Hoffnung von Weihnachten, die Freude und das Gefühl von Geborgenheit sind schon wieder verflogen. Nun ist alles wieder grau. Die Deko wieder gut verstaut in Kisten.
Zwar werden die Tage wieder länger, aber dennoch wird es viel zu früh dunkel und keine hell erleuchteten Fenster durchdringen die Dunkelheit.
Das Jahr ist nicht mal einen Monat alt und ich fühle mich schon entmutigt. Es scheint wie eine „Never Ending Story“. Das neue Jahr beginnt, wie das alte aufgehört hat. Die Coronazahlen steigen wieder und es scheint sich nichts zu bessern, eher zu verschlimmern.
Da stehe ich also und sehe mir diesen Tannenbaum an, der eigentlich für mich das Symbol für Weihnachten ist. Ein Baum hell erleuchtet, geschmückt mit Dingen, die über Jahre dazu gekommen sind. Jedes Teil am Baum hat seine Geschichte, erweckt Erinnerungen an Momente voller Liebe und Hoffnung. Der Tannenbaum, der für mich ein Hoffnungsträger ist, er liegt nun da, trostlos und verlassen.
Genauso wie ich mich fühle.
Während ich diese Gedanken habe, geht die Straßenbeleuchtung an und der Tannenbaum wird plötzlich erleuchtet. Mein Blick wandert nach oben zum Schild „Einbahnstraße“.
Stimmt, das Leben ist eine Einbahnstraße, kein Weg zurück, immer nur nach vorne, schießt es mir durch den Kopf. Aber wohin geht dieser Weg?
Ich überquere die Straße und lasse den Tannenbaum hinter mir. Wohin mich mein Weg in diesem Moment führt, weiß ich: nach Hause. Aber was ist morgen und all die Tage danach? Habe ich dort auch ein Ziel vor Augen? Oder gehe ich den Weg nur, weil es eine Einbahnstraße ist und ich nicht umkehren kann?
Da fällt mir die Jahreslosung wieder ein. „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“
Es gibt also ein Ziel, eins was immer da ist und was mich nicht abweisen wird. Ich muss nur kommen, egal, wie ich mich auf den Weg mache. Der Weg ist klar, immer geradeaus in eine Richtung, wie bei einer Einbahnstraße. Aber wie ich ihn beschreite, bleibt mir überlassen. Ob langsam oder schnell, gehetzt oder gemütlich, frohen Mutes oder niedergeschlagen. Ich kann mich auf dem Weg umschauen, Menschen entdecken und Hoffnung schöpfen. Ich kann anhalten, um innezuhalten oder mit anderen zu sprechen. Ich kann mich beeilen oder auch Pausen machen. Wichtig ist, dass ich mich auf den Weg mache, ein Ziel habe und am Ziel angekommen, nicht abgewiesen werde.
Und während dieser Gedanke mir ein Lächeln ins Gesicht zaubert, komme ich an meinem heutigen Ziel an. Ich bin Zuhause, durch die Fenster fällt Licht in die Dunkelheit und ich werde schon freudig erwartet. Ich bin mir sicher, bei Gott wird es am Ende auch so sein: Ich werde erwartet und freundlich aufgenommen, denn ich bin zu ihm gekommen und er wird mich nicht abweisen.
Jeniffer Reuber