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GEmeinsam HIngehen - GERTHE und HILTROP sind bochum-nord

Till-Jonas Weiß soll neuer Pfarrer in unserer Kirchengemeinde werden

 

 

 

Jochen Girulat hat ein Interview mit ihm geführt:

Till-Jonas Weiß soll neuer Pfarrer in unserer Gemeinde werden.

Jochen Girulat: Wir haben für die Nachfolge von Johannes Romann eine Pfarrerin/einen Pfarrer gesucht – gekommen ist ein Mensch.
Wie würdest du den Menschen Till Weiß beschreiben, wenn du 2 - 3 Sätze zur Verfügung hättest?

Till Weiß: Oh, das ist aber eine reichlich schwierige Frage, finde ich. Also ich bin auf jeden Fall so ziemlich harmoniebedürftig.
Außerdem habe ich jetzt schon oft gehört, dass ich einen sehr eigenen Humor habe.

Jochen Girulat: Und wer ist der Pfarrer Till Weiß? Wieder hast du nur ganz wenige  Sätze.

Till Weiß: Bei mir gehört zum Pfarrer-Sein auf jeden Fall ein großes offenes Ohr. Dann ist mir ganz wichtig, dass Glauben gelebt werden muss. An dieser Stelle ist es auch schwierig, Amt und Person zu trennen. Und daraus ergibt sich dann, was ich als Pfarrer am liebsten machen würde, nämlich Menschen zu begeistern, mitzunehmen. Ich muss dann zwar nicht immer vorne weg gehen, kann aber durchaus Motor, Antrieb sein. Weil ich der Auffassung bin, dass Glauben etwas ist, was einem unheimlich viel Kraft geben kann – in schwierigen Situationen Trost, - in guten Situationen ein Motor, etwas, das einen antreibt.

Jochen Girulat: Aus 13 vorliegenden Bewerbungen hat sich der BVA (Bevollmächtigtenausschuss) für dich entschieden. Allerdings bist du noch nicht gewählt, weil du noch nicht gewählt werden kannst. Kannst du das erläutern?

Till Weiß: In der Kirchenordnung gibt es Regelungen, dass Pfarrer erst wählbar sind, wenn sie den Probedienst hinter sich haben. Hier in der westfälischen Landeskirche sind es 24 Monate, die man im Probedienst verbracht haben muss. Der Probedienst schließt sich an das Vikariat an und vor dem Vikariat liegt das Studium. Der Probedienst ist somit der letzte Schritt vor dem echten Pfarrer-Sein. Und da befinde ich mich gerade, ich bin noch im Probedienst, der Ende März, Anfang April nächsten Jahres enden wird.

Jochen Girulat: Wie geht es dir mit dieser Situation?

Till Weiß: Der BVA hat ja gesagt, dass er mich wählen will, sobald das geht. Ich hab das immer so beschrieben: Die Gemeinde ist mit mir verlobt, die Heirat steht noch aus. Ich glaube, das passt ganz gut, denn das ist eine ziemlich feste Zusage.
100-prozentig ist sie ja nicht, weil das ist nicht 100-prozentig sein kann, und natürlich gibt's da rein theoretisch die Möglichkeit, dass wir nicht zusammenkommen, dass die Hochzeit nicht zu Stande kommt. Aber ich halte das für sehr unwahrscheinlich und das belastet mich nicht. Ich habe nämlich das Gefühl, dass ich hier willkommen bin und mir gefällt es hier in der Gemeinde, soweit ich sie kenne. Deswegen habe ich da keine großartigen Bedenken. Das einzige, was da vielleicht stört, sind gewisse formale Regelungen, ob ich z. B. stimmberechtigt im Presbyterium bin oder nicht. Aber das sind eher theoretische Probleme, praktisch hab ich noch keine Auswirkungen gespürt.

Jochen Girulat: Du kommst in eine neu formierte Kirchengemeinde. Seit Jahresbeginn sind die ehemals selbständigen Kirchengemeinden Gerthe und Hiltrop zusammengeschlossen zur Kirchengemeinde bochum-nord. Was ist dir unter diesen Rahmenbedingungen wichtig?

 Till Weiß: Mir ist wichtig, dass es tatsächlich dann auch eine Gemeinde ist, und dass die Grenzen, die vielleicht in vielen Köpfen noch existieren, langsam bröckeln, und dass es keine Rivalität gibt zwischen irgendwelchen Bezirken oder Kirchen oder Predigtstätten oder Sonstwas. Dass wir als Gemeinde sehen, dass wir eigentlich (hoffentlich) alle das gleiche wollen, nämlich, dass es hier im Glauben lebendig zugeht. Auch wenn das eigentlich in Gottes Händen steht - wir wollen doch der Ort sein, wo Glauben gelebt wird. Wir sollten uns nicht davon aufhalten lassen, wer etwa in welcher Straße wohnt.
Das heißt aber nicht, dass ich nun alles einreißen will und sage:  "Wir machen komplett alles neu!" Mir ist daran gelegen, dass alles, was den Leuten ans Herz gewachsen ist und gut funktioniert, auch erhalten bleibt.
Aber es gibt bestimmt einige Dinge, die jetzt noch so sind, wie sie immer waren. Aber das muss nicht heißen, dass sie gut sind. Da würde ich mir von den Gemeindegliedern wünschen, dass sie den Mut haben, auch neue Wege zu gehen und sich Neues anzugucken und dass sie dabei ehrlich zueinander sind, auch wenn das manchmal ganz schön schwerfällt.

Jochen Girulat: Was wirst du als erstes/als nächstes als Pfarrer in bochum-nord tun?

Till Weiß: Ich habe mir vorgenommen, die Gemeinde kennen zu lernen. Das heißt für mich zum Beispiel, Gruppen und Kreise zu besuchen.
Zu den Kitas habe ich schon Kontakt aufgenommen. In der Konfirmandenarbeit bemühe ich mich darum, zusammen mit Jörg Sonneborn neue Wege zu gehen. Wir wollen eine große Konfirmandengruppe haben und damit schon deutlich signalisieren, dass es jetzt eine Kirchengemeinde bochum-nord ist und nicht mehr Gerthe und Hiltrop. Ich möchte bei der Kinder- und Jugendarbeit ansetzen, weil ich den Eindruck habe, dass die Kirchengemeinde das ganz dringend gebrauchen kann, dass da für den Nachwuchs gesorgt wird. Ich meine das in zweierlei Hinsicht, zum einen will ich für die Kinder und Jugendlichen etwas tun und zum anderen für die Gemeinde, dass nämlich die Kinder und Jugendlichen dort auftauchen und die Gemeinde am Leben halten.

Jochen Girulat: Was wirst du (als Pfarrer) hier nicht tun?

Till Weiß: Hoffentlich (und da würde ich mich sehr ärgern, wenn das passieren würde) werde ich kein Einzelgängertum an den Tag legen. Das widerstrebt mir. Ich merke aber auch, wenn der Alltag in der Gemeinde auf mich zukommt, dass ich schnell dazu übergehe zu sagen: "Komm,  ich mach das jetzt eben alleine. Dann ist das schnell geregelt.“
Was mir auf dem Weg zu diesem Interview durch den Kopf ging, ist folgendes: Ich bin gefragt worden: "Wie sieht es aus mit Konzerten und ähnlichen Veranstaltungen?“ Und da muss ich mir eingestehen, dass ich da im Moment nicht genug mitbringe, um all das bedienen zu können, was Johannes Romann in der Vergangenheit organisiert hat, Konzerte und kulturelle Veranstaltungen von hoher Qualität. Da kenne ich mich gar nicht aus und ich hoffe, ich enttäusche da nicht zu viele Leute. Das kann ich derzeit nicht bedienen.

Jochen Girulat: Lass uns mal träumen: In 5 Jahren wachst du eines Morgens auf. Du erinnerst dich, wie alles hier im Bezirk Gerthe der Kirchengemeinde bochum-nord für dich angefangen hat und was mittlerweile alles geschehen ist und du freust dich. Worüber genau freust du dich?

Till Weiß: Ich freue mich darüber, dass die Freizeit, die die Kirchengemeinde Bochum Nord für Jugendliche anbietet, die im Sommer stattfindet, schon ausgebucht ist.
Ich freue mich, dass die Konfirmanden im Gemeindeleben vorkommen und nicht nur in der Konfi-Arbeit und im Konfi-Unterricht. Dass sie zum Beispiel wissen, wer in der Frauenhilfe ist, und dass sie bei Gemeindefesten mithelfen.
Dann freue ich mich darüber, dass wir Kindergottesdienste haben, wo nicht nur die Kinder am Start sind, sondern auch die Eltern aus den Kitas.
Und ich freue mich darüber, dass die Menschen, denen ich auf meinem Gang durch die Gemeinde begegne, sich freuen, mich zu sehen, aber mir dann auch sagen können, was sie auf dem Herzen haben und was sie in der Gemeinde gerne hätten.
Und am meisten freue ich mich darüber, dass in den letzten fünf Jahren ganz andere Gesichter dazu gekommen sind, vielleicht aus gesellschaftlichen Bereichen, die wir heute nicht auf dem Schirm haben. Die Kirchengemeinde ist doch so viel größer als die "Kerngemeinde", sie ist viel mehr, als die Menschen, die sonntags im Gottesdienst auftauchen.
Ich freue mich, dass wir mittlerweile neue Gottesdienstformate haben und Angebote, zu denen die Leute gerne hingehen, einfach weil sie Lust haben, nicht aus Pflichtgefühl.

Jochen Girulat: Bleiben wir bei diesem Morgen in 5 Jahren: Doch wachst du in dieser Geschichte mit Magenschmerzen auf, als du darüber nachdenkst, was sich hier ereignet hat? Was ist geschehen? Was ist nicht so gut gelaufen?

Till Weiß: Ich wache auf und weiß – was meinen Beruf angeht - ich muss gleich wieder an den Schreibtisch und Haushaltspläne schreiben und mir Gedanken über Finanzierungen machen. Im schlimmsten Falle muss ich Leuten sagen, dass sie nicht mehr bei der Kirchengemeinde arbeiten können.
Die größten Sorgen macht mir, dass es verwaltungstechnisch und finanziell irgendwie schief läuft. Denn ich muss zugeben, das ist jetzt nicht der Bereich, wo ich meine größten Stärken sehe. Ich bin nicht Pfarrer geworden, weil ich denke ich, bin eine ganz tolle Verwaltungskraft.
Obwohl, eigentlich ist das alles ja gar nicht so wild. Wirklich schlimm wird es ja, wenn es nicht an den äußeren Bedingungen liegt sondern an den inneren; wenn die Zusammenarbeit der Menschen nicht funktioniert und wir alle so aneinandergeraten, dass wir nicht mehr miteinander reden können. Das würde mir viel mehr Bauchschmerzen machen als irgendwelche Rahmenbedingungen. Weil man die ja immer irgendwie geregelt kriegt, auch wenn man sich zum Beispiel kleiner setzen muss. Das Schlimmste ist, wenn Parteien entstehen und Fronten aufgebaut werden und man nicht mehr miteinander ins Gespräch kommen kann.
Also hätte ich wirklich große Bauchschmerzen, wenn ich heute zur Presbyteriums-Sitzung müsste, und ich weiß die kriegen es nicht hin, miteinander zu reden. Alle wollen was völlig Verschiedenes und gehen kein Stück aufeinander zu.

Jochen Girulat: Ich nenne dir nun einige Begriffe. Sag möglichst spontan, was dir dazu einfällt:

JG: Hand

            TW: Fuß

JG: Zeit

            TW: zu schnell

JG: Haus

            TW: zu Hause

JG: Blick

            TW: nach vorne

JG: Leben

            TW: bunt

JG: Mensch

            TW: Tier

JG: Tür

            TW: durchgehen

JG: Wort

            TW: Herz

JG: Segen

            TW: Liebe

 

 

Jochen Girulat: Was möchtest du in deinem Leben unbedingt einmal tun?

Till Weiß: Das erste, das mir sofort einfällt ist: Großvater werden. Darüber würde ich mich sehr freuen: Ein guter Großvater zu sein, der ein paar Geschichten zu erzählen hat von einem hoffentlich nicht zu langweiligen Leben.

Jochen Girulat: Elf Fragen hast du mir beantwortet. Möchtest du darüber hinaus noch etwas ansprechen?

Till Weiß: Ich hab es zwar schon gesagt, aber möchte es gerne noch einmal wiederholen: Ich fühle mich bisher hier in der Gemeinde bochum-nord richtig wohl und freue mich auf die weitere Zeit. Ich bin sehr gespannt!